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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 50
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1961/0052
dem Widerstand der Flößer: Glashütten verbrauchten Unmengen an Holz. So
kam nur der Hochwald in entlegenen Gegenden in Frage, wo eine unmittelbare
Holznutzung schwierig war. Ferner kam hinzu, daß der Aufschwung im Holzhandel
, der nach dem Dreißigjährigen Krieg eingesetzt hatte, allmählich im Abklingen
war. Es war schon ein gewisses Risiko dabei, als Franz Anton Dürr sich
entschloß, die Herrenwieser Hütte zu bauen. Dürr konnte auch darauf hinweisen,
daß Herrenwies nicht sonderlich günstig liege, es sei durchaus fraglich, ob das Unternehmen
bei so ungünstigen Verkehrsverhältnissen überhaupt einen Gewinn abwerfe:
vor Jahrhunderten, so ging die Sage, habe dort schon einmal eine Glashütte gestanden
, sie habe sich nicht rentiert.

Diese Überlegungen mögen auch die Verhandlungen um den Vertrag mitbestimmt
haben. Das Forstamt war zunächst nicht geneigt, den Vertrag auf länger als 20 Jahre
abzuschließen. Dürr aber erklärte: 32 Jahre, ein geringeres Privileg komme für ihn
nicht in Frage — Holz sei da droben für hundert Jahre und mehr vorhanden. Dies
und das gut dotierte Wohlwollen des Geheimrates führten denn auch zu dem Vertragsabschluß
von 1732 in Sinne Dürrs.

Franz Anton Dürr war eben 33 Jahre alt geworden; das war auch damals ein
junger Mann, der noch manches Jahr vor sich hatte, es lohnte sich, auf 32 Jahre
hinaus zu rechnen. Und so waren seine Forderungen nicht klein: Dürr verlangte
und erhielt die Zustimmung zum Bau einer Glashütte mit zehn Werkstätten, zum
Bau eines Wohnhauses mit Nebenräumen und für die Errichtung einer Sägemühle —
man wird noch sehen, daß diese Forderung von besonderer Bedeutung war. Dazu
kamen noch Äcker, Wiesen und Gartenland. Der Markgraf hatte ihm alles Holz
für die Bauten unentgeltlich zu stellen. Aber Dürr dachte auch noch an die Zukunft:
der wohlgeneigte Geheimrat genehmigte, daß Dürr „nach Notdurft alles zur Durchführung
des Glashüttenbetriebes und zur Unterhaltung der Gebäude erforderliche
Holz ohne Entgelt" erhalten soll. Noch mehr: die für die Sägemühle erforderlichen
„Blöcher" bekam er ebenfalls gratis. Ferner durfte er frei schneiden und die Ware
auch ins „Ausland" verkaufen: Zoll und Accis mußte er allerdings bezahlen.

Schließlich erhielt der tüchtige Verhandler Dürr noch ein weiteres Zugeständnis:
da er den Aufbau auf eigene Kosten zu leisten hatte, so brauchte er in den ersten
zwei Jahren keinen Zins zu bezahlen; erst vom dritten Jahr liefen die Pachtgelder:
sie stiegen dann von Jahrzehnt zu Jahrzehnt von 100 auf 150 und dann auf
200 Gulden jährliche Pacht. Es waren zusammengerechnet in den 30 Jahren Vertragsdauer
4500 Gulden insgesamt. Falls aber der Vertrag nicht erneuert werde,
mußten die von ihm erstellten Gebäude „nach billiger ästimation" ihm ersetzt
werden — wobei anzumerken ist, daß hier billige Schätzung nicht geringer Preis,
sondern den ursprünglichen Sinn des Wortes — wie bei „recht und billig" —
bedeutet.

Sehr großzügig war man auch bei der Abgrenzung des Waldes, den Dürr für
seinen Betrieb ausbeuten durfte. Es war ein Distrikt von zwei Stunden im Umfang:
das Gebiet vom Mittelfeld über Dobelbach zum Mehliskopf, etwa 600 Hektar
Wald, dichtester Wald. Der Glashüttenbetrieb mußte mit rund 1000 Klaftern Brenn-

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