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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 57
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Forstsekretarius Miebes und den markgräflichen Oberjäger Hertzog statt. Als sie
zu den von Dürr auf die geschilderte Weise gegründeten Waldkolonien Herrenwies
und Hundsbach kamen, fanden sie da statt der 16 versteuerten Wohnungen 20, und
stellten 164 ausgestockte Morgen fest statt 68. Dreihundert Stück Vieh waren vorhanden
. Es war demnach eine recht ansehnliche Kolonie.

Selbstverständlich fielen nun einige kräftige Worte wegen der nicht genehmigten
Bauten und Rodungen und über die nicht bezahlten Pachtzinsen. Die Holzhauer
waren bereit, den überschüssigen Zins aus der eigenen Tasche zu bezahlen — man
kann daraus schließen, daß sie recht schön verdienten und die Pachtbeträge an sich
nicht sonderlich hoch waren. Aber die Regierung erklärte, sie habe nach dem Vertrag
nichts mit ihnen zu schaffen, das sei Sache ihres Arbeitsgebers, des Franz Anton
Dürr. Auch könnten sie sich nicht mit den einzelnen einlassen, da die Holzhauer
„solche Leuthe und Frembdling sind, welche alle Augenblicke fortgehen, auch von
Dürr außer Verdienst gesetzt werden können".

Mann wollte offenbar keine Scherereien und hielt sich an den, der zu zahlen
hatte. Es wurde deshalb bestimmt, daß Dürr den Zins einziehen und an die Forstkasse
abzuliefern habe.

Seit 1751 gibt es Herrenwieser Pfarrbücher. Aus ihnen erfahren wir die Namen
vieler Waldkolonisten. Die schon erwähnte eingehende Untersuchung von Dr. Hasel
hat aus ihnen festgestellt, daß die bisher verbreitete Meinung, der größte Teil der
Kolonisten seien Tiroler gewesen, nicht zutrifft. Es gab zwar auch Zuwanderer aus
Tirol: unter ihnen einen Joseph Rindenschwender, der es sogar zu Amt und Würden
gebracht hatte: er war seit 1751 „Jäger" in Hundsbach — wir würden heute
Gendarm sagen. Wahrscheinlich war er ein Bruder des berühmten Gaggenauer Oberschultheißen
. Die meisten der Waldkolonisten stammten aber aus den Dörfern der
westlichen Vorberge, namentlich aus Bühlertal und Steinbach. Auch findet man
viele Kinzigtäler und einige Württemberger. Offenbar hatte die Arbeit im Dienste
des Franz Anton Dürr eine gewisse Anziehungskraft; vielleicht hatte Dürr da und
dort auch Werber und Vermittler, die ihm Arbeitskräfte beibrachten. Leider ist nicht
bekannt, welche Löhne er zahlte; aber man kann vermuten, daß das Leben selbst
wenig Ausgaben erforderte, das Wohnen war, wie wir wissen, umsonst, ein bißchen
Landwirtschaft konnte jeder betreiben, die Pacht für Grund und Boden zahlte Dürr,
und so mag der Barlohn zum größten Teil in den Sparstrumpf gewandert sein — soweit
freilich das Geld nicht versoffen wurde.

Mit dem Vertrag von 1732 als Glashüttenbeständer und mit dem Hundsbacher
Akkord von 1745 ist Franz Anton Dürr in die vorderste Linie der Wirtschaftspolitik
in der Markgrafschaft Baden-Baden eingerückt. Man darf annehmen, daß er
nicht nur über beste Beziehungen zu den Räten der Regierung, sondern auch zum
Markgrafen selbst verfügte. Einen zweifellos hochinteressanten Beitrag hierfür
liefert jener große Prozeß, der zwischen der markgräflichen Regierung und dem
Hochstift Speyer, als Nachfolger der Grafen von Eberstein in Wald- und Flößerrechten
, und der Murgschifferschaff, um die Mitte des 18. Jahrhunderts geführt
wurde, und der schließlich bis zum Reichs-Hofrath in Wien ging: „In Sachen zu
Speyer Stifft und die gesambte Schiff erschafft im Murgthal zu Gernsbach Contra den

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