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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 66
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den Zoll für den Bezug von Lebensmitteln aus dem nahen „Ausland" wurde gedacht,
Dürr hatte ja auch die Schankgerechtigkeit in seinen Waldkolonien. Dagegen durfte
er die Materialien zu seinem Glashüttenbetrieb zollfrei einkaufen, und für seine
Waren brauchte er keinen Akzis zu bezahlen. Und wenn auch manche der neuen
Bestimmungen über die Holzzuweisungen weit weniger günstig waren wie im Vertrag
von 1732, im großen und ganzen konnte der nunmehrige Kommerzienrat Franz
Anton Dürr zufrieden sein.

So hatte Dürr in den von beiden Seiten zäh geführten Verhandlungen in der
Hauptsache erreicht, was er wollte: die nordöstlichen Wälder am Massiv der
Badener Höhe blieben ihm und seiner Glashütte und seiner Herrenwieser Sägemühle
. Bei dem günstigen Ausgang der Verhandlungen mag aber noch etwas ganz
Besonderes eine nicht unwesentliche Rolle mitgespielt haben. Auf Herrenwies war
nämlich in jenen Jahren etwas recht Eigenartiges geschehen. Die Wälder ringsum
ja nicht nur ein riesiges Reservoir zur Holzausbeutung, sondern in gleicher Weise
auch ein Jägerparadies.

Hier nun kam Dürr die besondere Leidenschaft seines Herrn, des Markgrafen
Ludwig Georg, zu Hilfe. Er trug nicht ohne Grund den Beinamen: der Jägerlouis —
in Anlehnung an den nom de guerre seines Vaters, des Türkenlouis. In der Tat, man
darf bei ihm wohl von einer echten Leidenschaft sprechen, und dafür gibt es ein
unanfechtbares Zeugnis, das Zeugnis des bedeutenden zeitgenössischen badischen
Geschichtsschreibers Johann Christian Sachs, Markgräflich Baden-Durlachischer
wirklicher Kirchenrath und Rector des Gymnasiums Illustre zu Carlsruhe. Er
schreibt in seiner fünfbändigen „Einleitung in die Geschichte der Marggravschaft
und des marggrävluchen altfürstlichen Hauses Baden", die 1769 erschien, über den
Baden-Badener Markgrafen Ludwig Georg: „Sein Vergnügen hatte er an der Jagd;
diese zog er bis an das Ende seines Lebens allen anderen Ergötzlichkeiten vor."
Markgraf Ludwig Georg starb zwar am 22. Oktober 1761, also noch vor den Verhandlungen
über den neuen Herrenwieser Vertrag. Sein Bruder, August Georg,
folgte ihm in der Regierung nach; er teilte allerdings die Jagdleidenschaft des Verstorbenen
nicht, wenigstens nicht in seinen späteren Jahren — in ihrer Jugend
hatte die Mutter, Markgräfin Augusta Sibylla, ihnen das Jagdhaus bei Baden-
Baden durch den Baumeister Michael Ludwig Rohrer erbauen lassen. Noch vor
seinem Tode hatte Ludwig Georg freundschaftliche Beziehungen zum Karlsruher
Hof aufgenommen, der Bruder setzte sie fort. Das hatte besondere Gründe: es ging
um die Erbfolge. Wenn auch hier darauf nicht näher einzugehen ist, so hat doch
sicherlich die Annäherung der beiden zähringischen Linien am Anfang der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts und dazu die Jagdleidenschaft des älteren der beiden
Brüder dazu beigetragen, daß in jenen Jahren Herrenwies eine besondere, und man
darf wohl sagen: recht eigenartige Bedeutung erhielt.

Es kann kaum ein Zweifel darüber bestehen, daß der „Jägerlouis" oft nach
Herrenwies gekommen ist, um in den wildreichen Wäldern auf Hirsche und Auerhähne
zu jagen, in eben jenen Wäldern, die er an Franz Anton Dürr Anno 1732 als
Glashüttenbeständer und 1745 als Beständer des Hundsbacher Akkords zur Holzausbeute
verpachtet hatte. Dabei mag man oft, wie's Brauch, in der Ungezwungen-

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