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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 67
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heit der Stunden nach dem Halali bei einem Trunk in Herrenwies zusammengesessen
sein. Derartige Vermutungen gewinnen historische Umrisse dadurch, daß in den
60er Jahren jenes Jahrhunderts Herrenwies eine Bedeutung erhielt als „Insul und
Festung" einer fürstlichen Jagdgesellschaft.

Das im Jahre 1843 als Gasthaus zum Auerhahn erbaute heutige Kurhaus Herrenwies
besitzt ein „Auer Hahnen Buch", in Leder gebunden, goldverschnitten, eine
handgeschriebene Jagdchronik aus den Jahren 1762 bis 1768, also noch zur Zeit, als
Dürr Glashüttenbeständer dort war. In dieser Chronik sind mancherlei interessante
und eigenartige Berichte über das Leben und die Vergnügungen der fürstlichen
Jagdgesellschaft jener Zeit überliefert — Heinrich Berl hat darüber im Badischen
Tagblatt vom 29. November 1951 berichtet.

Dabei fällt auf, daß dieses wohlorganisierte Jägerparadies von Herrenwies besonders
eng verknüpft ist mit dem 1717 geborenen Baden-Durlachischen Markgrafen
Christoph. Er war keiner der regierenden Markgrafen: der Gründer von Karlsruhe,
Markgraf Karl Wilhelm, war sein Onkel gewesen — die Verwandtschaft mit dem
regierenden Baden-Badener war so weitläufig, daß es dafür keinen Namen gibt.
Aber man gehörte zum gleichen Haus, zu den Zähringern, wenn auch die Ahnenreihen
erst am Beginn des 16. Jahrhunderts zusammenkamen. Wichtiger aber mögen
die besser gewordenen Beziehungen zwischen den beiden Linien gewesen sein, von
denen schon gesprochen wurde.

Wie so oft im Leben, mag auch hier der Zufall mitgewirkt haben: der durlachische
kaiserliche Generalfeldmarschall Markgraf Christoph und der regierende Baden-
Badener waren nämlich beide leidenschaftliche Jäger. Und so wurde das Jagdhaus
in Herrenwies zur Stätte jahrelanger besonderer Vergnügungen. Es wird ein Einfall
des Markgrafen Christoph gewesen sein, die Jagdgesellschaft auf Herrenwies
militärisch zu drapieren, das Jagdhaus zur Festung zu erklären, einen Platzkommandant
zu ernennen und andere Würden zu erteilen: Platzhauptmann, Adjutanten
, Quartiermeister und sogar einen Profoß. Nun, es war seit Jahrzehnten wieder
friedlich geworden im deutschen Südwesten, also spielten die alten Soldaten Militär
auf der Herrenwies; sogar Kanonen hatten sie hinauf transportiert, es muß allerhand
Mühe gekostet haben, denn es gab ja noch keine Straßen dort oben. Die
Herrenwieser Artillerie hatte nun bei jeder nur möglichen Gelegenheit Salut zu
schießen — manchmal donnerten sie auch, um das schlechte Wetter zu vertreiben!

Im übrigen wurde allerlei Allotria getrieben, es gab sogar gründlich ausgearbeitete
Kriegsartikel, in denen die Pflichten der Besatzung— der Jagdherren und ihrer
Diener — und nicht zuletzt die Strafen festgelegt worden waren. So gab es als
Pönitenz für den, der sich gegen die Weiblichkeit unschicklich benahm, die Bestimmung
: „Selbiger wird von zween Herren 24mal im Mühlweiher bis über das
Haubt geducket und nachher aus der Festung auf lebenslänglich verjaget!" Man
hatte sogar eine Art von Hofnarren; es war ein Hauptmann Harrant, der Sohn des
Kantors in Baden. An dem „Auer Hahnen Buch" werden allerlei ergötzliche Dinge
über ihn erzählt; nicht minder weiter sind die Berichte über die mannigfachen
Bräuche des „Auerhahnordens".

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