Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 90
(PDF, 77 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1961/0092
aufgeschriebenen Beurteilungen klar hervorgeht, auch die große Leichtigkeit, die
besten Weine gratis zur steten Verfügung zu haben und sozusagen von Amts wegen
trinken zu müssen, welche die Arbeitsleistung und die Zuverlässigkeit der Beamten
schwer beeinträchtigten und auf die Dauer den Charakter verderben konnten. Aus
den obigen Angaben ersieht man auch, daß die Oberämter ungemein vielseitige
Ämter waren, die zuweilen zeitraubende Arbeitsleistungen verlangten, ja vielleicht
überhaupt für einen Beamten, mindestens aber zeitweilig, tatsächlich zu viel Arbeit
ergaben.

Außer den Oberbeamten gab es bis zum Ende der Klosterzeit in der Kanzlei
an weltlichem Personal nur noch einen Registrator, und in Nordrach-Fabrik saß
ein Forstinspektor in der letzten Zeit. Ferner gab es noch einen weltlichen Apotheker
und die Schaffner sowie neben den klösterlichen Laienbrüdern noch weltliches
Gesinde und Taglöhner an ausführendem Personal. Wie es in Dornblüths
Vorschlag gewünscht wurde, halfen tatsächlich einige Patres mit, z. B. war einer
der Oberrechner 164).

Der letzte Kanzleipräfekt war Ignaz von Frembgen mit dem Titel Konsulent165).
Seit wann dieser Titel ausgegeben wurde, war nicht mehr festzustellen. Frembgen
leitete 30 Jahre lang die Klosterherrschaft bis etwa 1802. Um diese Zeit wurde er
jedoch taub und dienstunfähig. Sein Einkommen betrug 1600 Gulden in Geld, freie
Kost und Wohnung, Holz, Licht und Wäsche, freie Apotheke und freie Bedienung.
Da er kein Vermögen hatte, wurde er 1803 von Baden mit einer Pension abgefunden
16e).

Mehr als über diesen wissen wir über den letzten Oberschaffner Magnus
Scheffelle7), den Großvater des Dichters Josef Viktor von Scheffel. Seitdem
Frembgen dienstunfähig war, hat er auch dessen Kanzleigeschäfte mitversehen. Der
Bericht des Herrn von Roggenbach an den Markgrafen Karl Friedrich in Karlsruhe
über die Verhältnisse der Klosterherrschaft Gengenbach sprach sich 1802 auch über
Scheffel aus: „Der Oberschaffner Scheffel ist ein Mann in den besten Jahren und
hat Familie. Ich wüßte in dem Falle, wenn die Administration der Geistlichkeit
abgenommen und die Gefälle entweder nur provisorisch oder aber für Euer Hochfürstliche
Durchlaucht sogleich verwaltet werden sollten, hierzu kein besseres
Subjekt als ihn in Vorschlag zu bringen; man kann auf ihn als einen vertrauten
Mann vollkommen bauen. Er ist nicht nur im Rechnungswesen sehr bewandert,
sondern hat auch bei einem natürlichen Verstände sehr gute landwirtschaftliche
Kenntnisse; ich kann ihn daher auch ohne alles Bedenken zur weiteren Anstellung
bei einer Verrechnung untertänigst empfehlen." 168)

101) Akten GK Staatserwerb Gb Stift, fasc. 3, April/Mai 1803. J. Rest, Zustände in der südlichen
Ortenau, Ortenau 1924, 25.

16B) „Der erste weltliche Vorsteher bei der Abtei ist ein jeweiliger Oberbeamter und gegenwärtig Herr
C o n s u 1 e n t Ignaz von Frembgen", Akten GK Staatserw. Gb Stift, fasc. 3, 1. Okt. 1802, Wichtige
Kommissionsakte z. Org. d. Klosters Gengenbach, Frage 20. Ebenda Schriftsatz Nr. 12, Fragen 1. Gruppe,
Fr. 1 und 2.

16«) Rest aaO.. 25.

l67) „Der zweite (weltliche Vorsteher) ist der Oberschaffner Magnus Scheffel", Akten GK Staatserw. Gb
Stift, fasc. 3, Wicht. Komm, vom 1. Okt. 1802 Fr. 20. Da diese Fragenbeantwortung von Scheffel selbst geschrieben
wurde, hat er leider keine weiteren Angaben über sich gemacht. 168) Rest aaO., 25.

90


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1961/0092