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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 142
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1961/0144
Dieser tüchtige Mann schuf die in der Folge durch Jahrhunderte gültige Stadtordnung
, eine Almend- und Weideordnung, die Bettelvogtsordnung als Vorläuferin
heutiger Sozialfürsorge. Alle diese „Ordnungen" regelten zusammen mit
den strengen Zunftordnungen aller ortsansässigen Gewerbe das bürgerliche Leben
genau und eindringlich.

Häufig erwähnt werden in diesen Ordnungen die „Thalleute von Beuern", das
sind die Bewohner des Oostales außerhalb der Stadtmauer von Baden, also der
Stab Beuern mit seinen Zinken und Weilern. Diese bildeten durch ihre Land- und
Waldwirtschaft zweifellos einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor des kleinen Tales,
und es liegt nahe anzunehmen, daß der fortschrittliche Markgraf den weitverstreut
wohnenden Bauern und Holzknechten mit der Erbauung einer Kapelle sein Entgegenkommen
zeigen wollte, denn seit alters her waren sie der Kirche in Baden
zugehörig, was weite Wege erforderte.

Es ist belegt, daß jeder geistliche Gang, sei es selbst ein Versehgang in stürmischer
Nacht im wasserumtosten Tal der noch ungebändigten Oos, von Herren der Stiftspfarrei
zu Baden ausgeführt werden mußte. Hierzu berichten Akten des Klosters
Lichtental, daß eine glaubensstrenge Äbtissin dem Versehpriester der Badener
Pfarrei nahelegte, die vorgeschriebenen Formalitäten strikt einzuhalten, was dieser
in Anbetracht der schlechten Wege nicht immer hatte tun können.

Aus diesem Grund darf angenommen werden, daß schon recht früh zu der
Kapelle eine Unterkunft für einen Leutpriester gehörte, wie sie später als Einsiedelei
oder Eremitenhäuschen urkundlich nachweisbar ist.

Die Legende von der Entstehung

Natürlich rankte sich noch lange Zeit um die Entstehung dieser Kapelle eine
Legende. Hof rat von Wellenburg gibt sie in seinem Bericht von 1751 wieder, wie
er sie sich aus der Bevölkerung erfragte. Mit allen gebotenen Vorbehalten berichtete
der Hof rat: >

„Es habe vorzeithen ein Franz Herr (Name nicht mit Sicherheit wiederzugeben)
als Oberjäger auf dem Hahnenhof (heute als Hahnhof bekannt) gewohnt, und
auf dem Platz, wo jetzt die Capelle stehet, eine Scheuer gehabt, aus welcher demselben
bey nächtlichen Zeith Hew (Heu) entwendet wurde. Er habe dem Dieb
aufgepaßt, ihn erschlagen, und ihm sei in der Beicht zur Büß auferlegt worden,
auf diesem Platz eine Capellen zu erbauen."

Es bleibt dahingestellt, ob die Sühne einer Freveltat, pure Nützlichkeitserwägungen
oder beides zusammen zur Errichtung der Kapelle führten. Die Frage
nach den Schutzpatronen läßt weitere Möglichkeiten zu und erhellt gleichzeitig
für einen Moment ein anderes, düsteres Kapitel jener vielgesichtigen Zeiten.

St. Rochus . . .

Die Kapelle hatte zwei Schutzpatrone, St. Rochus und St. Wolfgang. Beide wurden
bestimmt nicht ohne Grund gewählt. Betrachtet man in der Trinkhalle zu

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