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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 153
(PDF, 77 MB)
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Tag zu künden. Doch dieser lehnte ab: er könne wegen Fastnacht und wegen des
Gesindes nicht aus seinem Kloster weichen und wünsche daher den Tag nach dem
ersten Fastensonntag.

Schließlich kam die Wahl anfangs Februar ohne Einvernehmen mit der Regierung
zustande.

Große Entrüstung! Man beschloß, die Neugewählte zu übersehen und nur an
die Priorin zu schreiben. Mißstimmt berichtete der Konvent von seiner „unmeßigen
Drurigkeit" wegen der Ignorierung seiner „hertzlieben" Mutter und lobte dabei
die Tugenden der „einhelliglich" Erwählten. Doch zweimal mußten die Klosterfrauen
einen sehr bescheidenen Besänftigungsbrief an die Beleidigten richten, dann
erst erfolgte ein Antwortschreiben, worin sie die Gründe ihres Mißfallens zusammenfaßten
: der Tod Äbtissin Annas sei nicht sogleich der Regierung gemeldet
worden, sondern der Konvent habe sich erst mit dem Prälaten von Alb wegen der
Neuwahl beraten und dann erst den Klosterschaffner an sie abgesandt und nachher
einen anmaßenden Brief geschrieben. Darauf bedankten sich Priorin und Konvent,
daß sie einer Antwort gewürdigt worden waren, und baten um Entschuldigung,
falls sie „unbedächtlich" gehandelt haben sollten.

Endlich gab sich die Vormundschaft zufrieden und bewilligte die Neuwahl,
wünschte auch der neuen Äbtissin im Namen der jungen Herrschaft Glück.

Die „hertzliebe" neue Mutter Barbara war die Tochter des badischen Kanzlers
und Rechtsgelehrten Dr. Hieronymus Veus, der sich durch seine Unterredung mit
Luther auf dem Wormser Reichstag 1521 einen Namen gemacht hatte. Äbtissin
Barbaras Heimatstadt war Baden-Baden. Die Schreibung ihres Familiennamens
ist mannigfaltig. Dr. Hieronymus unterzeichnet sich: Veus; Barbara nennt sich am
Schluß ihres Antiphonale, das sie eigenhändig geschrieben, Veusin. Im Lichtentaler
Totenbuch ist sie unter dem 7. August 1597 als „Vaisin" vermerkt, während ihr
Ölgemälde die Schreibung „Veisin" zeigt.

An der Nordaußenwand der Lichtentaler Klosterkirche befindet sich der Grabstein
der Mutter Barbara. Ebendort ist auch der Grabstein Margaretha Baidungs
angebracht. „Margaretha Veysin" war die Gattin des Johannes Baidung, Bürgermeisters
von Freiburg, eines Sohnes des berühmten Malers Hans Baidung. Sie zog
sich als Witwe nach Lichtental zurück und stiftete dort eine ewige Lampe für das
„siechhaus" des Klosters. Margarethas Sohn Johann ist 1573—1582 als Oberschaffner
zu Lichtental nachweisbar.

Nach Anerkennung ihrer Wahl ließ Barbara durch die Frau Priorin den Räten
danken. Acht Tage später schrieb sie persönlich: dieweil der allmächtige, ewige Gott
sie zu einer unwürdigen Prälatin und Äbtissin des Gotteshauses Lichtental verordnet
, habe sie sich vorgenommen, mit Gutheißung der gnädigen Herren die
Beuerner in Huldigung und Pflicht anzunehmen; sie bitte um gnädige Verständigung
, welche Zeit gefällig sei. Da sich ferner mit der Gnade Gottes die Seuche im
Beuerner Tal gebessert habe und da ihr Konvent und sie selber die gnädigen
jungen Fürsten und die gnädigen Herren Räte samt dero lieben Hausfrauen gern
einmal fröhlich bei sich hätten, bitte sie abermals ganz freundlich, sie wissen zu
lassen, wann denselben ein solches Erscheinen am füglichsten gelegen sei. Der

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