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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 155
(PDF, 77 MB)
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Großen Kummer aber bereite der Äbtissin das Entbehren eines Visitators ihres
Ordens, bei dem sie Zuflucht in Ordensangelegenheiten finden könnte. Es gehe
den Frauen auch an Hab und Gut ab; denn die Versorgung der Pfarreien — deren
Patronatsherrin die jeweilige Äbtissin von Lichtental war — sei in dieser Zeit besonders
schwierig, da katholische Geistliche abgeschafft würden und dafür protestantische
hoch besoldet werden müßten, welches er, Abt Friedrich, selber in einem
Kanzleischreiben gelesen habe.

Im folgenden Jahre, 1569, wurde der Abt von Tennenbach offiziell zum Visitator
für Lichtental ernannt.

Im gleichen Jahre starb Markgraf Philibert auf einem Kriegszug in Frankreich.
Sein Sohn Philipp II. verbannte, wenigstens äußerlich, den Protestantismus aus
seinem Lande Baden-Baden.

Nun konnte Barbara auch die Verschärfung der Klausur in Angriff nehmen,
die das Konzil von Trient verlangt hatte. Am 5. Juni 1579 rief sie die Vermittlung
des Markgrafen selber an, weil sich das Haus Baden-Durlach einen Übergriff in
diesem Punkte erlauben wollte: den 4. Juni um ein Uhr nachmittags sei die gnädige
Frau Pfalzgräfin Anna — zweite Gemahlin Karls II. von Durlach — in einer
Sänfte samt zwei Wagen und viel Volk vor das Kloster gekommen. Sie habe aber
nit gewartet, bis der Portner wegen ihr angefragt, sondern einer habe das Tor, so
vielleicht nit recht verwahrt gewesen, aufgestoßen; und gleich habe ein Junker an
der Winde geläutet und sei die gnädigste Frau Pfalzgräfin samt einem Prädikanten
dort erschienen und habe in das Innere begehrt, die Zellen zu besichtigen. Da hab
sie, die Äbtissin, allein das Redfenster öffnen lassen und ganz freundlich gebeten,
ihr solches nit zuzumuten. Die Frau Pfalzgräfin aber habe u. a. gemeldet, sie sei
mit dem Prädikanten gekommen, um den Konvent den rechten Glauben zu lehren.
Da sei sie, die Äbtissin, sehr erschrocken und habe nur geantwortet: „Wir wollen's
nit hören; es ist vergebens." — Sie wolle davon schweigen, daß etliche Diener von
ihnen alle Kerzen vom Altar in der Kirche weggenommen hätten. Dieweil aber ihre
fürstliche Gnaden gesagt hätten, sie würden bald wiederkommen, so wolle sie die
Klosterpforte zur Klausur wohl auftun, wenn sie allein in Begleitung ihrer Fräulein
und zwei ehrbarer Frauen erscheinen würde. Aber Mannspersonen und sonderlich
die Prädikanten dürften nicht eintreten.

Wenn auch keine Antwort auf dieses Schreiben vorliegt, so zeugt es doch von
Barbaras Eifer für die Ordensdisziplin. Ihr religiöser Idealismus zeigte sich auch
in der Neubesetzung aufgelöster Klöster. 1123 hatte Abt Werner von St. Georgen
in einem naturschönen Schwarzwaldtal bei Neustadt das Benediktinerinnenkloster
Friedenweiler gegründet, das aber den Glaubensstürmen zum Opfer fiel. Als nun
nur noch eine Klosterfrau am Leben war, gedachte Graf Heinrich von Fürstenberg,
das Kloster mit Konventualinnen eines anderen Ordens neu besiedeln zu lassen und
veranlaßte die Berufung von geistlichen Frauen aus Lichtental nach Friedenweiler.
Am 2. Juni 1570 brachte Äbtissin Barbara sechs Chorfrauen und zwei Laienschwestern
dorthin, und schon bald traten Postulantinnen ein, so daß bereits am
20. August des gleichen Jahres der erste öffentliche Gottesdienst gehalten werden
konnte, „mit starkem Singen", wie die Friedenweiler Chronik berichtet.

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