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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 161
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eine Stütze seines Hauses sein könne. Quirin hatte auch mit Walther diesen Ausweg
im Auge. Er sollte in Straßburg studieren, Domherr werden und schließlich
im Domkapitel sitzen, womit dann diese Angelegenheit zu einem günstigen Abschluß
gebracht wäre. Mit viel Eifer hat Herr Quirin diese Entwicklung gefördert. Er hat
manchen Schritt in der Sache getan, manchen Brief geschrieben, um seinen Vetter
dem Ziel näherzubringen, und es mag ihm nicht immer leicht gefallen sein, beim
Straßburger Bischof um Audienz nachzusuchen. Um 1565 war es dann soweit.
Walther war Domherr geworden, das Ziel war erreicht. Quirin Gangolf hatte in
diesen Jahren endlich Zeit gefunden, ans Heiraten zu denken. Er war schon ein
etwas gestandener Mann anfangs der Dreißiger, als er einen eigenen Herd gründete
und die Witwe des Grafen Rudolf zu Sulz, eine geborene Gräfin von Hohenstein,
als Gemahlin heimführte.

Aber während die Geroldsecker eifrig ihre kleine Hauspolitik betrieben, hatten
draußen größere geschichtliche Ereignisse ihren Lauf genommen. In den Niederlanden
hatte sich das Volk gegen die spanisch-habsburgische Herrschaft erhoben,
und bald sollte dort Herzog Alba sein blutiges Regiment aufrichten. In Frankreich
hatte der seit Jahren schwelende und sich in Kleinkriegen entladende Gegensatz
zwischen den Konfessionen 1562 zum offenen Bürgerkrieg geführt und das Volk
in zwei Lager geteilt. Die Auswirkung dieser Ereignisse war auch am Rhein zu
spüren. Hier am Rhein, in der Pfalz, lag damals ein Schwerpunkt europäischer
Politik. Die Pfalzgrafen hatten die Führung im antihabsburgischen protestantischen
Lager und unterstützten tatkräftig die französischen Hugenotten. Das Kräfteverhältnis
der beiden Parteien in Frankreich wurde wesentlich durch die Pfälzer
Hilfeleistung bestimmt. Wie die Hugenotten suchten aber auch die Ligisten in
Deutschland und in der Schweiz nach Hilfstruppen, und die Konfessionskämpfe
in Frankreich wurden vorwiegend mit deutschen und schweizerischen Söldnern
ausgetragen. Die Pfalz aber zog die ihr konfessionell und politisch verwandten
Kräfte in weitem Umkreis an sich. Der aus den Niederlanden geflüchtete Wilhelm
von Oranien fand nach dem Fehlschlag seines Unternehmens gegen Alba vom Jahre
1568 am Pfälzer Hof einen Rückhalt. Pfälzische und nassauische Truppen hatten
am Oberrhein ihr Ausfalls- und Rückzugsgebiet, auch die Ortenau war vorübergehend
mit einigen dieser Regimenter belegt, die sich freilich durch ihre Zügellosig-
keit nicht gerade beliebt machten. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn wir in
diesen Jahren auch Quirin Gangolf im Pfälzer Lager finden. Er stand als Statthalter
von Zweibrücken einige Zeit im Dienste des Pfalzgrafen Wolfgang, eines
Verwandten des Kurfürsten. Vergessen war, daß in der Vergangenheit Geroldseck
die Pfalz als ihren Erbfeind betrachtete. Die Zeiten hatten sich geändert. Andere
politische Konstellationen hatten sich herausgebildet. Die Pfalz war damals der
große Auftraggeber für alle, die in einem Kriegsabenteuer ihr Glück versuchen
wollten, und deren gab es genug. Die deutschen Edelleute fanden als Landsknechtsführer
und Reiteroberste eine angemessene Aufgabe, und manch einer brachte
auch, wenn ihm das Glück hold war, klingenden Sold nach Hause. So plante man
damals wieder einen Hilfszug für die Hugenotten. Der Kurfürst selbst beteiligte
sich nicht an der Sache, sein Verwandter, Pfalzgraf Wolfgang, hatte das Unter-

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