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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 162
(PDF, 77 MB)
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nehmen in die Hand genommen. Es ging zunächst um die Interessen der protestantischen
Glaubensbrüder drüben in Frankreich, daneben aber lockte mächtig
der hohe Sold, den die hugenottischen Werber, die damals am Oberrhein herumzogen
, in Aussicht stellten. So entschloß sich auch Quirin Gangolf, sich mit einem
Landsknechtkontingent an dem Zug zu beteiligen, und er beredete auch seinen
Vetter Walther zur Teilnahme.

Im Winter 1568/69 begann er seinerseits mit der Werbung. Dreizehn Fähnlein
hatte er zur Aufstellung vorgesehen. Es waren in der Hauptsache Leute aus
dem Geroldsecker Ländchen und der nächsten Umgebung, die er aufbrachte,
Bauern zumeist und Handwerker, gesunde, kräftige Männer in den besten Jahren.
Einige von ihnen lassen sich namentlich nachweisen: ein Thomas Rüblin — er
stammte wohl aus Kuhbach oder aus dem Gereuth —, ein Jölin aus Offenburg,
ein Hans Laub aus dem Glessen, Herr Veith, Feldprediger aus Lahr. Heinrich der
Musterschreiber und Hans Schwab der Proviantmeister stammten wohl gleichfalls
aus Ortschaften unserer engeren Heimat. Bei Schuttern sammelte man sich im
zeitigen Frühjahr, und das dortige Kloster hatte eine schwierige Zeit durchzumachen
. Dann ging es hinüber nach Straßburg. Dort wurde die Aufstellung, Organisation
und Einordnung der Truppe vorgenommen, der Sold verrechnet, das
sogenannte Laufgeld ausbezahlt und zunächst einmal auf französische Kosten
ganz gut gelebt. Mit der Besprechung des Marschweges, der Aufstellung des Ver-
proviantierungsplanes und der Beschaffung der Passierzettel vergingen weitere
Wochen. Nachdem dann die Fähnlein Herrn Quirin Gangolf als ihrem Obersten
Treue geschworen hatten, setzte sich der Zug im größeren Heeresverband des
Pfalzgrafen Wolfgang in Bewegung, und der Marsch „ins Frankreich" begann. Was
die Ortenauer und Geroldsecker Landsknechte dabei wohl alles erlebten! Genaue
Nachrichten hierüber haben wir keine, Kriegstagebücher führten sie nicht. Soviel
aber läßt sich sagen, daß sie das Los aller Soldaten teilten, wie es durch die Jahrhunderte
hindurch dasselbe geblieben ist, mit Reiten, Marschieren, Einquartieren,
Verproviantieren, bis dann die Strategen das gefährliche Spiel abgekartet haben,
die Schlacht ihren Zwang ausübt und die Würfel fallen über Sieg oder Niederlage,
Behauptung oder Flucht, Leben oder Tod. Bei dem Städtchen Montauban, rund
800 km von der Heimat entfernt, kamen die Geroldsecker mit ihren Leuten ins
Treffen, und am Abend des 15. Juli 1569 lagen Quirin Gangolf, sein Vetter
Walther und viele andere Adelige und Gemeine auf der Walstatt und tränkten
mit ihrem Blut die französische Erde. „Als man Quirin selbst nach der Schlacht auf
der Walstatt gefunden hatte, ließ der Graf Georg von Westerburg, der damals
Obrist des Königs von Frankreich war und der Quirin von vielen Feldzügen her
kannte, seine Leiche zwei Tage lang auf einem Wagen nachführen. In einem seiner
Dörfer, vier Meilen von N'Prt entfernt, wurde sie am 7. Oktober (?) dieses Jahres
in der Kirche daselbst beigesetzt." So berichtet die Geroldsecker Chronik. (Sie
nimmt als Datum der Schlacht von Montauban den 3. Oktober an. Zu Unrecht,
denn dieses Datum gehört zur Schlacht von Montcontour, wo an diesem Tag
Markgraf Philibert von Baden in Gefangenschaft geriet. Damit endet jäh und unvermittelt
das Leben Quirin Gangolfs und Walthers von Geroldseck. Ein dunkles

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