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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 167
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über. Das kleine Reich mit den empfindlichen Grenzen, mit den herkömmlichen,
jetzt durch den konfessionellen Gegensatz verstärkten Spannungen im Verhältnis
zu den Nachbarn, hätte die starke Hand eines erfahrenen Mannes mehr als nötig
gehabt. Nun versuchte die Witwe mit Hilfe und Beratung der gräflichen Verwandtschaft
die Probleme zu meistern.

Als erstes war für den unmündigen Grafen eine ordentliche Vormundschaft zu
bestellen. Graf Alwig zu Sulz und Graf Heinrich zu Lupfen wurden rechtskräftig
als Vormünder eingesetzt. Wenig später trat nach dem Tode Alwigs von Sulz Graf
Karl von Hohenzollern-Sigmaringen an dessen Stelle. Hier kam nun auch gleich
d'e konfessionelle Frage ins Spiel. Karl von Hohenzollern-Sigmaringen wollte die
katholische Religion in der Herrschaft wieder zur Geltung bringen und förderte
ihre Ausbreitung mit Hilfe des Klosters Gengenbach. Es geschah dies offenbar gegen
den Widerstand der geroldseckischen Witwe, die ihren Einfluß auf den Sohn im
Sinne des für den Protestantismus gefallenen Vaters ausübte. Jedenfalls hat Jakob,
sobald er zur Regierung kam, die Reformation in seiner Herrschaft wieder eingeführt
, so daß die Entwicklung so verlief, wie sie von Quirin Gangolf angelegt
worden war, und der Protestantismus sich hier nahezu ein Jahrhundert ungestört
entfalten konnte.

Im übrigen versuchten die Vormünder im Verein mit der Witwe das Ländchen,
das bekanntlich ein österreichisches Mannlehen geworden war, so gut es ging für
den künftigen Erben zusammenzuhalten. 1581 erhielt der Graf von Zollern für
Jakob die österreichischen Lehen. Auch der Kauf einiger Gülden für den Mündel
fällt in diese Zeit.

Unterstützt wurden die Herren in ihren Verwaltungsgeschäften durch einen
Mann, dessen Name in den Geroldsecker Akten dieser Zeit immer wieder zu finden
ist, den Amtmann Johann Breitschädel. Er war bereits unter Quirin Gangolf
in der Geroldsecker Verwaltung tätig, und sein Verdienst muß es gewesen sein,
daß das Ländchen einigermaßen ungeschädigt über die schwierigen Jahre hinwegkam
. Er kämpfte auch mit einigem Erfolg um die sogenannte „französische Kriegsbezahlung
", d. h. um den ausstehenden Sold der für die Sache der Hugenotten
gefallenen Geroldsecker Herren Quirin Gangolf und Walther VII., wobei es um
die beachtliche Summe von 24 000 Pfund (livres) ging. Viel unterwegs, bald bei
Besuchen und Empfängen, bald bei Tagsatzungen und Verhandlungen, bei Steinsetzungen
und Grenzbegehungen, dann wieder auf der Amtsstube den leidigen
Papierkrieg führend, so stellt sich das Leben eines Amtmanns in dieser Zeit dar,
so spiegelt sich das Leben des Johann Breitschädel in den Geroldsecker Akten.
Dieses Gremium: die beiden Vormünder, der Amtmann und die Witwe, lenkte
gemeinsam die Geschicke des kleinen Reiches, erledigte die Regierungsgeschäfte und
beriet die auftretenden Probleme.

Man beriet und plante wohl auch die Eheangelegenheit für den heranwachsenden
Grafen und suchte für ihn die passende Frau. Es war Maria von Rappoltstein,
Tochter Egenolfs von Rappoltstein, auf die die Wahl fiel.

Das Jahr 1584 sollte ein bedeutendes Jahr in der Geroldsecker Hausgeschichte
werden. Es brachte mit der Volljährigkeit des jungen Grafen seine Regierungs-

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