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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 168
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Übernahme, es brachte auch die Hochzeit. Man feierte wieder Feste auf Hohen-
geroldseck, man war noch da, man konnte und wollte sich sehen lassen. Die Ereignisse
folgten rasch aufeinander: Dienstverpflichtung der Beamten auf den angestammten
Herrn, Huldigung der Untergebenen, verbunden mit feierlichem Umritt.
Dann die Hochzeit. 4000 Gulden brachte die junge Frau mit in die Ehe, dazu
Kleider und Kleinodien im Werte von 1000 Gulden, ferner die Aussicht auf ein
beträchtliches Erbe. Alles wurde fein säuberlich niedergeschrieben, desgleichen die
Gegenleistungen des Bräutigams und das Ganze als Heiratsverschreibung zu den
Akten genommen. Dann war die Ladung der Gäste zu erledigen, eine heikle und
mit Verstand vorzunehmende Aufgabe. Jetzt konnte das Fest seinen Verlauf
nehmen, ein Fest, das die adelige Gesellschaft der näheren und ferneren Umgebung
wieder einmal zusammenbrachte und das dem Namen Geroldseck nach vielen
düsteren Tagen wieder Glanz und Ansehen bei den Standesgenossen verschaffen
würde.

Auf Fest und Feier folgte der Alltag. Für den Grafen bedeutete er die Übernahme
der Regierungsgeschäfte in eigener Verantwortung. Zwar standen ihm vorerst
noch die alten Freunde und Berater zur Seite, aber sie würden mit der Zeit
zurückbleiben, und er mußte auf eigenen Füßen stehen und selbständig Entscheidungen
treffen. Amtmann Breitschädel war inzwischen ein alter Mann geworden.
1581, noch unter der Vormundschaft Heinrichs, Grafen zu Lupfen, hatte ihm
Geroldseck in echter Dankbarkeit „für seine langwierigen getreuen Dienste" den
Hof zu Neuheusern als ein Mannlehen gegeben. Von da an erscheint sein Name
seltener in den Akten. Eine seiner letzten Amtshandlungen muß die Teilnahme
am Protokoll beim Rückkauf des Lehens Dautenstein (1594) gewesen sein. Seine
Generation rückte allmählich vom Schauplatz ab, eine neue Zeit mit neuen Aufgaben
und neuen Menschen zog herauf, und der Graf mußte sich ihnen stellen.

Der Hauptteil der Regierungs- und Verwaltungsgeschäfte ergab sich aus der
Beziehung zu den nächsten Nachbarn. Hier galt es sich zu behaupten und zu zeigen,
daß man da war. Man saß hier mitten unter kleinen Mächten, von denen jede
ängstlich auf ihre Rechte und auf ihren Vorteil bedacht war. Da waren die Klöster
Schuttern und Ettenheimmünster, über die Geroldseck die immer wieder in Frage
gestellten Vogteirechte ausübte, da war des Reiches freie Stadt Zell, da war das
Kloster Gengenbach, da war der Grenzstreifen nach der Ottenau hin, da war
schließlich das umstrittene Gebiet der vorderen Herrschaft Lahr-Mahlberg. Grenzfragen
, Forst-, Jagd-, Zoll-, Weg- und Weidgangsachen fielen da immer wieder
an und gehörten zum Alltag der gräflichen „Außenpolitik". Hier hieß es auf der
Hut sein und nichts durchgehen lassen. Wenn man sich lässig zeigte, konnten sich
leicht größere Einbrüche in althergebrachtes Recht ergeben, und dann ließen sich
die Dinge nur schwer wieder in Ordnung bringen.

Uber diese alltäglichen Fälle hinaus stellten sich aber dem Grafen auch einige
größere Aufgaben, deren Lösung von entscheidender Bedeutung für sein Haus
sein mußte. Es waren zum Teil althergebrachte, von den Vorfahren übernommene
Angelegenheiten. Da war zunächst die „französische Kriegsbezahlung", d. h. jene
24 000 Pfund an Sold, die von dem unglückseligen Zug des Vaters und Onkels

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