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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 173
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Freilich sollte das Leben in der neuen Residenz nicht eitel Freude und schöne,
geruhsame Idylle sein. Dafür sorgte die „Politik". Gleich das folgende Jahr brachte
einen erregenden Vorfall. Es ging um die Neuwahl des Abtes von Kloster Schuttern
, nachdem der bisherige Abt, Jakob mit Namen, in den Julitagen 1600 gestorben
war. Der Name „Schuttern" hatte schon seit Jahren einen widerwärtigen
Klang in den Ohren der Geroldsecker. Selten waren die Zeiten eines friedlichen
Verhältnisses mit dem Kloster, über das man seit alters die Kastenvogteirechte
ausübte. Immer wieder zerrte man sich wegen irgendeiner Meinungsverschiedenheit
oder einer Rechtsverletzung miteinander herum.

Zuletzt 1594. Damals kam der Bott Hufnagel von einer Reise nach Straßburg
zurück und berichtete empört, man habe ihm die übliche Einkehr und Übernachtung
im Kloster verwehrt, so daß er sich anderwärts habe einen Unterschlupf suchen
müssen. Damit war das Herbergsrecht der Geroldsecker, das sie für sich und ihre
Dienstleute seit je in Anspruch nahmen und dem hier, auf dem Weg nach Straßburg,
eine besondere Bedeutung zukam, in Frage gestellt. Die Aussagen Hufnagels — er
hatte sich freilich auch nicht gerade höflich aufgeführt — wurden zu Protokoll
genommen und das übliche Protesschreiben aufgesetzt, um das Kloster wenigstens
zu einer Entschuldigung zu veranlassen.

Diesmal, im Jahre 1600, lag der Fall viel schlimmer. Man war zur Neuwahl des
Abtes geschritten, ohne sich um den bisherigen Brauch zu kümmern, wonach in der
Übergangszeit Geroldseck die Aufsicht über das Kloster zustand, ja man hatte
den Tod des Abtes längere Zeit geheimgehalten, um keinen Geroldsecker Vertreter
herbeizulocken und um die Amtsfunktionen des Kastenvogtes zu hintertreiben
. Hier waren nun wesentliche Rechte des Grafen in Frage gestellt, und so war
ein Fall von besonderer Bedeutung gegeben, der entsprechend behandelt werden
mußte. Alles Aktenmaterial, das zur Kastenvogteisache in Beziehung stand, wurde
zusammengetragen, und gemeinsam mit den Räten Eyttel Wolf von Creuzen und
Nikolaus Haidt arbeitete der Graf das Protestschreiben aus, das den ganzen Sachverhalt
ins rechte Licht rückte und es im übrigen an scharfen Wendungen und
geharnischten Vorwürfen nicht fehlen ließ. Auf Geroldseck hatte man allmählich
Übung in derlei Schreiben. Man durfte dabei aber auch die Vorsicht nicht außer
acht lassen, denn hinter dem Kloster stand der österreichische Schutzherr. Er
stärkte den Mönchen dort den Rücken, so daß sie es wagen konnten, dem protestantischen
Grafen Trotz zu bieten. So blieb es bei dem Protestschreiben, und der
alte Widerspruch wurde wieder einmal sichtbar, daß hinter den hohen Worten nicht
die Gewalt stand, die es wagen konnte, ihnen den nötigen Nachdruck zu verleihen.
Er war doch ein kleiner Herr, der Graf, trotz des schönen neuen Schlosses. Die
Schreiben gingen hin und her, die hochgehenden Wogen glätteten sich wieder.
Dem neuen Abt war selbst an einem guten Verhältnis zu dem gräflichen Nachbarn
gelegen, und so endete der Streit damit, daß der Abt schließlich auf Weihnachten
1601 dem Grafen den herkömmlichen Lebkuchen schickte „neben Wünschung eines
glückseligen neuen Jahres und Anbietung nachbarlicher Diensten".

Nachbarliche Dienste! Der Graf hätte die wohl brauchen können, vor allem in
Form einer handfesten Anleihe. Denn jetzt, nachdem der Bau stand, kamen die

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