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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 174
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Rechnungen angeflogen, und wie es zu gehen pflegt: die Bausumme lag am Schluß
wesentlich höher, als sie ursprünglich angesetzt war. So kam es, wie es kommen
mußte. Der Graf hielt Umschau nach Geldgebern. Er lieh bei Schuttern, lieh
drüben in Straßburg, lieh bei einigen seiner Standesgenossen, und sogar der Pfarrer
von Prinzbach mußte mit einer kleineren Anleihe herhalten. An die 15 000 Gulden
borgte sich der Graf in den folgenden Jahren zusammen, und während er
mit dem Geld die einen zufriedenstellte, drängten ihn von der andern Seite die
Gläubiger mit Rückzahlungs- und Zinsforderungen. Manches schöne Stück aus
dem Familienschatz wanderte als Pfand in fremde Hände, und es war fraglich,
ob es der Graf jemals wieder einlösen könnte. Vielleicht hängt damit auch die
Schenkung des Hofes Fryemäß an seine Gemahlin zusammen (1610), deren Kapitalien
durch den Schloßbau wohl auch stark angegriffen waren. Und dabei galt es
immer noch Anschaffungen zu machen. Vor allem fehlte es in dem neuen Haus an
Küchengeschirr. So entschloß sich der Graf, 1604 bei dem Kupferschmied Barthel
Ruhland eine größere Bestellung aufzugeben: zwei große Kochhäfen, zwölf Eimer,
zwei niedere Fischkessel, drei Küchenbecken, sechs Pfannen, eine Wasserschapf und
eine Anzahl kleinerer Stücke. Und es lief alles ins Geld!

Der Graf brauchte Zeit, viel Zeit, um aus dem Eigenen wirtschaftlich wieder
ins reine zu kommen. Zwar die Zehnten gingen regelmäßig ein: aus fünfzehn
größeren und kleineren Hofgütern rings um Dautenstein, aus etwa der gleichen
Zahl zerstreut liegender Güter und aus dem Lehen Geroldseck. Unsicher blieb der
Zehnte aus den Mahlberger Orten, denn Nassau hatte den Reichskammergerichtsentscheid
angegriffen und den Prozeß weitergetrieben. Neben den Zehnten gingen
die Steuern her, die das begehrte bare Geld in die herrschaftliche Kasse bringen
sollten: die Steuerpfennige von den einzelnen Gütern, vom Zoll, vom Ungeld, von
den Jahr- und Wochenmärkten, Rüg- und Strafgelder, Abzugsgelder und sonstige
Gefälle. Aber alles in allem ergeben sich doch eine kleine Summe im Verhältnis
zu dem, was der Graf hätte brauchen können, um eine spürbare Entlastung zu errechnen
. Die Geldsorgen blieben drückend auf Jahre hinaus.

Es finden sich aus dieser Zeit vereinzelte Hinweise auf Erkrankungen in der
Familie. Die Unruhe dieser Jahre, das Bauen, der Umzug, die ganze Neuordnung,
dazu die finanziellen Sorgen, alles das mußte besonders dem Hausherrn stark zugesetzt
haben. Nicht umsonst legte Frau Barbara, die Gemahlin und Mutter, solchen
Wert auf Heilmittel aller Art und richtete schließlich im neuen Schloß eine regelrechte
Apotheke ein. Man wußte im Hause um Kranksein und um des Leibes
Gebrechlichkeit. Daß Frau Barbara ihr Wissen und ihre Heilmittel auch dem einfachen
Volk zur Verfügung stellte, vermerkt bei ihrem Tode rühmend die Meißen-
heimer Chronik.

Mit Hausmitteln allein konnte man aber doch nicht genug ausrichten. Daher
plante man in der Familie für das Jahr 1613 eine Badefahrt, bei der zunächst
einmal der strapazierte Hausherr sich gründlich erholen sollte. Im Juli dieses
Jahres rüstete man zur Reise. Ins Wildbad sollte es gehen. Der Schuster von
Dautenstein, Hans Beck, lenkte den Planwagen, auf dem sich alles zur Bequemlichkeit
Nötige befand. Sechsspännig wurde gefahren, und so mußte der Schuster nicht

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