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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 176
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Ohmen in Dietlingen. Am 27. Juli ging die Badekur zu Ende, und man machte
sich auf den Heimweg. Auf 128 Gulden, 3 Batzen und einen Kreuzer war sie alles
in allem zu stehen gekommen laut Abrechnung des Küchenschreibers, und die
Herren konnten heimkehren in dem Gefühl, etwas Rechtes für ihre Gesundheit
getan zu haben.

Zwei Jahre später gab es ein schönes Fest auf Dautenstein, die Hochzeit der
Erbtochter Anna Maria mit dem Grafen Friedrich von Solms. Sie muß um das
Jahr 1615 anzusetzen sein, da Anna Maria in ihrer Bittschrift an den Kaiser vom
Jahre 1635 sagt, sie sei jetzt „ettlich und zwanzig Jahr" verheiratet, ohne einen
Leibeserben erhalten zu haben Von dieser Hochzeit findet sich in den Geroldsecker
Akten kaum eine Spur, keine Heiratsverschreibung, keine Erwähnung einer
Morgengabe, kein Gästeverzeichnis, nichts, was das Fest ins Bild rücken könnte.
Es ist anzunehmen, daß die Akten hierüber beim Schloßbrand von 1636 untergegangen
sind.

Ob sich die Geroldsecker Vermögensverhältnisse durch das Hinzukommen des
gräflichen Schwiegersohnes wesentlich besserten, erscheint fraglich. Man mußte
wohl auch weiterhin rechnen und sparen, die ordentlichen Einkünfte vernünftig
einsetzen, um langsam die finanziellen Schwierigkeiten hinter sich zu bringen.

Um so verlockender muß daher dem Grafen der Vorschlag zu einem Unternehmen
gekommen sein, das unmittelbar klingenden Gewinn versprach: die Errichtung
einer Glashütte. Jedenfalls stellten es die beiden Glasermeister Wenzel,
Vater und Sohn, so dar. Der Herr von Geroldseck machte sich also an die Errichtung
einer Glashütte am Grassert und trieb die Sache möglichst rasch voran. Nach
1615 wurde in einem Waldwinkel am Berg der Ofen angezündet. Holz gab es
vorerst ringsherum genug, und auch die wichtigsten Materialien fanden sich in der
Gegend.

Es stellte sich aber bald heraus, daß Glasmachen nicht so einfach war. Man
brauchte erfahrene Leute dazu, und diese waren nicht so leicht zu bekommen. Die
Glaserknechte waren ein schwieriges Volk, nicht leicht in Ordnung zu halten,
hatten viel Durst und liefen immer wieder weg. So war es nicht verwunderlich,
daß zunächst nur minderwertige Ware aus dem Ofen kam, mit der sich kein Geschäft
machen ließ. Das Ganze drohte eine Enttäuschung zu werden. Aber der
Graf war entschlossen, es nicht dazu kommen zu lassen. Er ließ sich von dem
Meister Andreas Wenzel ein Gutachten ausstellen, und dieser hielt mit seiner
Meinung nicht hinterm Berg. Der Hüttenmeister, so heißt es in diesem Gutachten,
verstehe selbst nicht viel vom Glasen, der Ofen sei auch nicht ganz in Ordnung,
und das viele Weglaufen der Knechte nach den mehr oder weniger entfernten
Wirtshäusern schade dem Betrieb, zumal sie die verlorene Zeit nicht durch Nachglasen
einholten, und dergleichen mehr. Von da an scheint es besser geworden zu
sein. Der Graf sorgte für eine Änderung der Zustände, und die Glashütte erlebte
in den folgenden Jahren einen gewissen Aufschwung, da auch die Qualität des
Glases besser wurde. Einen unmittelbaren Nutzen davon hatte der Graf insofern,

* An einer andern Stelle wird 1611 als Jahr der Hochzeit angegeben. Dann hätte der Herr von Solms
als Schwiegersohn an der Badekur in Wildbad teilgenommen.

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