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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 179
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lange genießen oder auf ihre Nachkommen bringen werde". Es half nichts. Im
September des Jahres 1636 erschien der kaiserliche General Gallas mit einem
Truppenaufgebot vor Schloß Dautenstein, um die Räumung gewaltsam durchzusetzen
. Von einem Tag auf den andern wurde die Geroldseckerin gezwungen, den
Auszug zu bewerkstelligen. Sie raffte in aller Eile ihre beste Habe zusammen und
nahm dann vermutlich ihren Weg über den Schönberg durch das Kinzigtal, um
sich in Straßburg in Sicherheit zu bringen. Was an Hausrat und Ausstattung zurückblieb
, verfiel der Plünderung. Wenige Tage später ging das schöne, mit soviel
Anstrengung und Mühe erbaute Schloß in Flammen auf.

In Straßburg war Anna Maria keine Fremde. Hatte doch ihre Familie regelmäßige
Beziehungen nach dort, und sie selbst mag in glücklicheren Tagen manchmal
in der Stadt geweilt haben, wenn der Adel der Umgegend sich, wie es der Brauch
war, in ihren gastlichen Mauern ein Stelldichein gab. Es ist auch nicht ausgeschlossen
, daß Geroldseck in Straßburg ein Haus besaß. Im Ehevertrag der Barbara
von Rappoltstein, Anna Marias Mutter, findet sich der Satz, daß -möglicherweise
für einen späteren Witwensitz auch ein Haus in „Offenburg, Straßburg oder Lahr"
gekauft werden solle. So wußte Anna Maria wenigstens, wo sie in Straßburg einen
Unterschlupf finden konnte. Ihre Lage war trotzdem schwierig genug. Fehlten ihr doch
alle Einkünfte. Ihre weiteren Schreiben an die vorderösterreichische Regierung
sind Versuche, die Rechtslage zu klären oder mindestens — nach der Sprache der
Zeit — die Relaxation der Verarrestierung ihrer Feldfrüchte zu erwirken. Es blieb
alles erfolglos. Die Kronburger hatten sich inzwischen in den Geroldsecker Gütern
festgesetzt und suchten sich mit allen Mitteln zu halten.

In Straßburg wird Anna Maria auch dem Manne begegnet sein, von dem sie eine
Änderung ihrer Lage erhoffen konnte: Markgraf Friedrich V. von Baden-Durlach.
Dieser Fürst hatte den wechselvollen Gang der Zeit am eigenen Leibe erfahren.
Die Niederlage seines Vaters bei Wimpfen hatte die Besetzung der Baden-Durlachischen
Lande zur Folge gehabt, die Siege der Schweden gaben ihm 1632 die Herrschaft
zurück, erweitert um die Gebiete der oberen Markgrafschaft. Dadurch wurde
er zum unmittelbaren Nachbarn der Geroldsecker. Nur für kurze Zeit! Nach der
Niederlage der Schweden bei Nördlingen 1634 wendete sich das Blatt von neuem.
Der Markgraf verlor die gesamte Herrschaft und mußte sogar längere Zeit ins
Ausland gehen. Erst als der große Krieg seinem Ende zuging, konnte er an die
Rückkehr denken, um seine Sache bei den künftigen Friedensverhandlungen zu
verfechten. Sein Vater verbrachte damals die letzten Lebensjahre in Straßburg,
und dort wird wohl auch die Verbindung zwischem ihm und Anna Maria in die
Wege geleitet worden sein, die dann 1644 (13. Februar) zur Hochzeit führte. Es
mag wohl eine Vernunftehe gewesen sein, die aus gemeinsamen Interessen und
verwandten Schicksalen zustande kam. „. .. ut sibi defensorem pararet, cum
Friderico nostro matrimonium contraxit" (um einen Verfechter ihrer Sache zu
haben, schloß sie die Ehe mit Friedrich), bemerkt Schöpflin und spricht damit
diese Vermutung offen aus.

Der Markgraf war 1593 geboren, stand also im gleichen Alter wie Anna Maria.
Er war bereits dreimal verheiratet, hatte schon einiges im Leben hinter sich, scheint

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