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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 198
(PDF, 77 MB)
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hausen im Schilf, im Altwasser laichen die Fische, Myriaden von Schnaken treiben,
summend und im Sonnenschein sich wiegend, ihr einförmiges Spiel.

Wege, Straßen und Gassen

Die Wege, die auf die Felder führen, werden nach den Gewannen bezeichnet,
besondere Namen liegen nicht vor. Die wichtigste Landstraße ist immer noch die
uralte, von Kehl nach Rastatt führende Rheinstraße. Im Rangwerte folgen die
Überlandstraßen, welche die Verbindung mit den Nachbargemeinden herstellen,
nicht zu vergessen der schöne Fußweg, der durch den lieblichen Auwald, den Holer,
nach Schwarzach führt. Aus den Namen der Dorfstraßen läßt sich wenig Geschichtliches
erschließen. Die Hauptstraße heißt die Herrenstraße wegen ihrer Breite und
weil einst hier die Ratsherren wohnten. Die Gasse Schänzel oder „uff der Schanz"
deutet auf den Festungswall hin, der 1707 eingeebnet wurde und die Stadt nach
Westen abschloß. Die Totengasse bekam den Namen vom Leichenbegängnis, das
sich auf dem Platze vor dem Kirchenportal formierte und nach Einsegnung
der Leiche durch diese Gasse sich zum Friedhofe bewegte; auch hier schreitet man
auf einem Festungswall, dem östlichen. Merkwürdig klingt Schnauzgasse. Der
Name scheint alt zu sein. Versuchen wir ihn zu klären. In jeder mittelalterlichen
Befestigung gab es außerhalb der Stadtmauern wohnende Pfahlbürger. Auch bei
den Bewohnern der Schnauzgasse dürfte es sich um solche handeln. In des Wortes
ureigenstem Sinne schob sich die Siedlung außerhalb der Festung, ja sogar außerhalb
des Sumpfgürtels, wie eine weitvorgeschobene Schnauze in das nördliche Gelände
hinaus. Wer denkt noch an eine solche Art der Entstehung, nachdem sich ein
Ortsteil entwickelt hat, der fast so groß ist wie die Altstadt? Übrigens ist der
Name jetzt geändert in Bannstraße.

Alter Stadtplan, modernes Dorfbild

Als 1707 die Festung geschleift wurde, hat man die Befestigungsanlagen gründlich
zerstört, so daß nur am südlichen Dorfrande aus den Terrainunterschieden
noch Wall und Graben zu erkennen sind, das dort befindliche Dorsner-Reinfried-
Anwesen steht auf alten Kellergewölben und Fundamenten mit eingefügten Wappensteinen
. Um sonst aus dem Dorfbild den alten Stadtkern herauszuschälen,
braucht man einen Festungsplan von früher. Wie ließe sich ohne ihn die oft erwähnte
Tiefburg feststellen? Der Heimatforscher Dr. Reinfried verlegte sie in das
Dorsner-Reinfried-Haus, das aber auf dem Plan reduit = Rückzugsstellung genannt
ist. Dieses Haus kann nicht die wichtige Burg gewesen sein, es ist zu abgelegen
. Es handelt sich um einen militärischen Stützpunkt zweiten Ranges, der auf
einen befestigten Herrenhof des Mittelalters zurückgeht. Die Wasserburg von
Stollhofen, das Kernstück der gesamten Festungsanlage, ist auf dem Plan als
chäteau = Burg bezeichnet. Die Grundform ist das Viereck des römischen castellum

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