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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 211
(PDF, 77 MB)
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begann, mußte er sich vor dem Bezirksamt und dem Ordinariat verantworten. Die
Beschwerdeführer behaupteten, er bediene sich zur Verwirklichung seines Gründungsgedankens
unerlaubter bzw. unsauberer Mittel. Es darf vermutet werden,
daß damit Bäder der Einwirkung ,auf Beichtkinder zur Erlangung von Geldmitteln
beschuldigt werden sollte. Wie hätte er es jedoch als „Armenvater" über sich bringen
können, aus der in Neusatz und auch anderwärts herrschenden wirtschaftlichen
Not Geld erpressen zu wollen? Er hatte solches auch nicht nötig; seine Aufrufe in
den Zeitungen allein erbrachten so viele Spenden, daß isein Gründungswerk allein
dadurch schon gesichert wurde. Es darf hier vermerkt werden, daß Kaiserin
Augusta von Baden-Baden aus wiederholt „wahrhaft kaiserliche Geschenke"
spendete. Zu eben dieser Zeit waren in Neusatz mehrere kleinere Bauernhöfe, zum
Teil aus Mangel an Arbeitskräften (Auswanderung!), zum Teil aus Geldnot, zum
Teil auch unter der Auswirkung des „Schnapsteufels", zum Verkauf ausgeboten.
Güterschlächter zweifelhaften Rufes erwarben sie unter Ausnützung der Notlage
der Besitzer und verkauften sie weiter „mit unbilligem Gewinn", wie Bäder sich
ausdrückte. Obwohl das Kloster gute Preise gezahlt hätte, sollte ihm die Erwerbung
von Grundstücken unmöglich gemacht werden. Die Händler wurden jedoch
ausgeschaltet, als die Grundstückseigentümer sich unmittelbar an das Kloster wandten
. In den Verhandlungen vor den genannten Behörden erwiesen sich dann sämtliche
Anschuldigungen als unhaltbar und mußten zurückgenommen werden. Eine
gewisse Berechtigung wäre lediglich dem Einwand, daß durch die Grundstückskäufe
des Klosters die ohnedies kleine Ernährungsgrundlage im Tal weiter geschmälert
wurde, nicht abzusprechen gewesen, er war jedoch nicht erhoben worden
und wäre widerlegt worden durch die nicht aus Not erfolgten Verkaufsangebote
an das Kloster. Der Mangel wurde übrigens wieder ausgeglichen durch die guten
Preise, zu denen das Kloster die landwirtschaftlichen Erzeugnisse der Neusatzer
Bauern in steigendem Ausmaß erwarb. Die wirtschaftlichen Nöte der Neusatzer
wurden dadurch erheblich gemindert.

So steht Bäder voll gerechtfertigt da, und die sittlich von Grund aus geläuterte Gemeinde
ist mit seinem Werk vollständig ausgesöhnt. In dankbarem Gedenken an
seinen seelsorgerischen Ernst nannten ihn seine Pfarrkinder um die Jahrhundertwende
„ihren heiligmäßigen Pfarrer". Zu gleicher Zeit aber spukte bei ihnen noch
der „schwarze Pfaff" ...

In dem „schwarzen Pfaff" verdichteten sich alle Geister-, Spuk- und Gespenstervorstellungen
der Bühler Gegend.

Achtunddreißigste Sitzung

Die Musikalität der Straße

Der Verkehr unserer Straßen ist nicht so nüchtern, wie es gemeinhin angenommen
wird, es ist vielmehr ein bemerkenswertes Maß musikalischen Bedürfnisses
und Könnens auf ihnen anzutreffen. Bevor ich den Beweis für diese Behauptung

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