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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 230
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Da ist zunächst der merkwürdige Name „Offunwilare" im königlichen Kapitu-
lar. Die Tradition des Kloster selbst versuchte diesen Namen, der sich bis ins hohe
Mittelalter hielt 6), zu erklären, indem sie ihn auf den sagenumwobenen englischen
König Offa von Mercia bezog, der der Gründer Offunwilares sein sollte 7). Selbstverständlich
ist dieses Produkt einer unkritischen Gelehrsamkeit des Verfassers der
Schutternschen Chronik in den Bereich der Legende zu verweisen, da sich dafür
keinerlei Hinweise finden. Die Mönche wollten ihren Stolz dareinsetzen, einen
König zum Stifter ihres Klosters zu haben. F. Mone erklärt die Entstehung der
Offa-Legende mit der Lektüre Bedas „de gestis Anglorum" oder mit dem Eindringen
irischer und angelsächsischer Mönche, die im 9. und 10. Jahrhundert vor
den Dänen aus England flohen, in oberrheinische Klöster 8). Wie dem auch sei, die
Offa-Legende der Schutternschen Chronik zeigt, daß zur Entstehungszeit des
Annalenwerkes in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts keine Gewißheit mehr
bestand über die Person eines ehemaligen Stifters der Abtei. Soviel aber dürfen
wir vielleicht annehmen, daß in „Offunwilare" der Name eines Mannes steckt,
der mit Schuttern einmal zu tun hatte. Als „Offo" oder „Offoni" — es findet sich
auch die Bezeichnung „Offoniswilare" 9) — kommt der Name im 8. Jahrhundert
auch im Unterelsaß vor 10). In der Ortenau taucht er in dem auf das 9. Jahrhundert
datierten Schwarzacher Verbrüderungverzeichnis als „Offo" aufWer dieser
Offo gewesen ist, und in welchem Verhältnis er zum Kloster Schuttern stand, läßt
sich nicht ermitteln. Die ältere und neuere Literatur bringt darüber verschiedene
Hypothesen. Die wohl nächstliegende und verbreitetste Ansicht hält Offo für einen
nicht näher bekannten Großen des Landes, der als Klosterstifter im Namen der
Abtei festgehalten wurde 12).

Eine davon abweichende Meinung äußert J. Sauer, der Offoni als „Namengeber
oder ursprünglicher Besitzer" einer „bürgerlichen Ansiedlung" sehen will,
an die die spätere Klostergründung anknüpfte13). Zuletzt wurde Offo als Glaubensbote
in Alemannien zusammen mit Fridolin, Trudpert, Kolumban und Gallus gesehen
14). Daß die Namen Offunwilare bzw. Offoniswilare und Schuttern nebeneinander
her bestanden, hängt nach F. Langenbeck damit zusammen, daß man im
Lauf der Jahrhunderte nach der Gründung den seltsamen Namen Offoniswilare
nicht mehr verstand und deshalb eine geographische Bezeichnung nach dem Flußnamen
einführte.

6) F. Langenbeck, Die Herkunft der doppelten Namen einiger älterer, vorwiegend oberrheinisdier Klöster,
in: Beiträge zur Spradiwissenschaft und Volkskunde, Festsdir. für E. Ochs 1951 S. 97 f.

7) „Chronik von Schuttern" bei F. Mone III S. 71 ff. Derselbe König Offa soll nach der Legende auch der
Gründer der Stadt Ottenburg sein.

8) F. Mone III S. 49.
») MG D OII 122a.

»«) Zeuss, Tradit. Wizenburg. nr. 2, 17, 43, 150.
«) MG libr. confr. 215.

12) C. J. Hefele, Geschichte der Einführung des Christentums im südwestlichen Deutschland, bes. in
Württemberg 1837; F. Mone III S. 49; J. G. Mayer FDA 14 (1881) S. 155.

ls) J. Sauer, Die Anfänge des Christentums und der Kirche in Baden, in: Neujahrsblätter der Bad. Hist.
Kommission NF 14 (1911) S. 52.

**) J. Vincke, Pirmin und die Christianisierung der Alemannen, in: Universitas II Heft 10 (1947) S. 1167
und 1169; F. Langenbeck, a. a. O., S. 97 f.

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