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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 240
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berg verpfändete bischöflich-straßburgische Amt Oberkirdi, dem die Gestellung
einer gleichstarken Mannschaft zugedacht war, ließ aber nichts von sich hören. Jedes
Amt, auch Willstätt und Lichtenau, hatte einen Befehlshaber zu verordnen, die sich
untereinander wegen der Wachen vergleichen sollten. Da die Hanauer dem orten-
auischen „Ausschutz" Losament, Holz und anderes zu erstatten versprachen, sollten
sie über den Unterhalt des Befehlshabers nicht angestrengt werden. Die Stadt Straßburg
, welche die Rheinbrücke mit geworbenem Volk verwahrt hielt, ferner die
Kinzigtäler, das Amt Ettenheim und die Abtei Schwarzach sollten zu einer Leistung
dieser Defension halber nicht verbunden sein.

Pünktlich rückten den 18. Februar 1622 aus den Gerichten Ortenberg und Griesheim
170 Mann an; ihr Sold war des Tags 2 ß. Gleichzeitig wurden 30 Soldaten
vom Ortenberger Schloß auf die Rheinwache nach Auenheim gezogen. Kaspar
Reiser, der Griesheimer Schultheiß, führte in den Quartieren Auenheim, Leutesheim
, Hönau, Diersheim und Freistett den Befehl; ein „Leibschütze" im roten
Röcklein ward ihm beigegeben. Jeder Posten unterstand einem Wacht- oder Rottenmeister
oder Gefreiten. Für den äußersten Notfall ließ der Befehlshaber 102 Q
Pulver, 137 S Blei und 6 Wellen Lunten verteilen. Gegen 3 S 4 die Woche waren
vier Auenheimer Fischer gedingt, Tag und Nacht selbander den Rhein zu befahren
und Kundschaften am jenseitigen Ufer einzuholen. JergSchantz, der Schultheiß
zu Goldscheuer, verstärkte seit 19. Februar mit 20 Bürgern und Bürgerssöhnen
seines Gerichts die Rheinwache zu Freistett und gab 40 Q Pulver, 30 'S Blei und
35 S Lunten aus. „Den 9. Marty seindt diese mit dem Botten zu Freystett und dem
Schultheißen zu Bischen in Streit kommen und von ihnen mit lesterlichen Wordt
hinweggeschickt wordten." Auch der Griesheimer Schultheiß klagt, daß die Bauern
allerorts „ufrürisch und zusammenrottisch" wären, „daß unsere Knechte dieselben
mehr als den Feind zu fürchten haben". Bernhard Volz, der Vogt des
Landgerichts Achern, ließ die an die Rheinfähre Graueisbaum und nach Helmlingen
beorderten 100 Mann nach drei Tagen durch 150 Musketiere (Ausschuß!) ablösen,
auch die befohlenen 60 Pferde, sie im Notfall mit Dragonern (Fußknechte) zu besetzen
, in steter Bereitschaft halten. Zur Ergänzung des Schießbedarfs gingen am
25. Februar zwei Fäßlein Pulver, zwei Zentner Blei samt zwei Zentnern Lunten
dem Lichtenauer Amtmann als Befehlshaber zu. Denn Graueisbaum war stark gefährdet
. Proviant an Wein, Fleisch und Brot — ein Viertel Mehl ergab 60 Laibe
zu zwei Pfund — ward den Mannschaften ein Ziemliches geliefert. Die erste
Acherner Fuhre brachte 820 tf Fleisch von einem zu Ottersweier geschlachteten
Mastochsen. Vermerk: Weil sie aber mit Fleisch nicht 8 Tag speisen können, ist
man ihnen mit Brot und Wein zu Hilf kommen. Mehr als 100 Ohmen wurden
aus dem Landgericht Achern beigefahren!

Schwer hielt es, das undisziplinierte Landvolk im Zaume zu halten. Blieb der
Befehlshaber nur einen Tag im Quartier aus, so ging der Jammer los, man lasse
sie sitzen, und wo es nicht besser werde, wollten sie ausreißen. — „Der Schultheiß
zu Ortenberg achtet seine armen Leute wenig, müßten seinethalben verschmachten
und gar zu Grund gehen. Bin der Meinung, wann Gott Gnad verleihe, daß wir
wieder zu Haus kommen, wollen wir sein Haus umstellen und nit weichen, bis wir

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