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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 8
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sie es, flüssig in einem wirklichen Sinn, erst recht auch gegen den Rhein. Dieser
Rhein war keine Grenze, wie sie uns nach der Regulierung durch den großen
badischen Ingenieur Tulla schließlich entgegentritt, sondern mehr eine Gewässerzone
, innerhalb der das Strombett sich in Jahrhunderten, mitunter sogar in wenigen
Jahren verschob.

Dies macht denn auch verständlich, warum die Ortenau gegen den Westen zu,
von dem sie zuzeiten unseres eigenen Erlebens hermetisch abgeschlossen wurde,
das ganze, nicht nur das frühe Mittelalter hindurch so offenlag. Das Elsaß griff
in allen Stücken herüber über den Rhein. In fränkischer Zeit verbinden König-
und Herzogtum die beiden Hälften der oberrheinischen Ebene; dauerhaft, im
ganzen Ausmaß der Wirkungen uns kaum mehr vorstellbar, reichen die kirchlichen
Bezirke, die Diözesen Straßburg, Speyer und Worms, über den Rhein tief
in das östliche Hinterland — Straßburg bekanntlich bis in Küche und Kapelle der
zähringischen Feste Heidburg auf der Höhe zwischen Haslach und Elzach. Den
Rhein als Grenze mißachten die sich festigenden Territorien: vorab der dem
Diözesansprengel in der Richtung folgende Bischofsstaat des Straßburger Hochstifts
, ebenso aber staufische und zähringische Machtgebilde und sie ablösend das
nun schon Territorialcharakter anstrebende Hausland der Habsburger am Oberrhein
. Später tun kleinere Landesherren ein Gleiches, und auch die Städte, wiederum
Straßburg allen voran, lassen sich nicht durch den Strom aufhalten. Wenn
wir schließlich die Burgen der Ortenau nicht nur als sagenumsponnene romantische
Nester, sondern im Verband rationaler Ziele, denen sie zu dienen hatten,
sehen, dann ergibt sich dasselbe Bild innigen Verbundenseins: auf beiden Seiten,
Vogesen- und Schwarzwaldrand, begleiten diese Burgen den ehedem in tückischer
Trägheit dahinschleichenden, Äcker, Wälder und Siedlungen netzenden und nicht
selten überflutenden Rhein, und mit ihm die Straßen, die beiderseits, Rheinsümpfe
und Gebirgszüge in gleicher Weise meidend, Heerfahrt und Kaufmannsgut
nord- oder südwärts führen.

Schon aber melden sich, noch immer im Rahmen unserer Vorbetrachtung, besondere
Züge der Ortenau. Ihre Lage ist nicht in gleichem Umfang, wie etwa die
des Breisgau (dem sich die Gebiete jenseits des Schwarzwaldes erst spät erschließen),
durch die Nord-Süd-Achse bestimmt. Durch die Ortenau verläuft zugleich die große
Verbindungslinie, die, vom Osten her gesehen, wie ein Finger genau auf Straßburg
zeigt. Die Kinzigtalroute, die den Schwarzwald in zwei Hälften scheidet,
verschiebt das Gewicht der Ortenau in unvergleichlicher Weise gegen den Osten.
So reiht sich denn auch der Streulage von Burgen und Städten des Nord-Süd-
Traktes ein ergänzendes System an, ein ganzes Netz von Horten und Plätzen,
die versuchen, in wechselnden Formen und mit wechselnder Stärke die Schwarz-
waldbarriere zu überwinden. Diese Kreuzlage ist es, die der Ortenau ihr
eigenes Gepräge gibt. Und wenn wir von einem Umdenken aus historischer
Schau gesprochen haben, so muß es sich eben hier in besonderer Form auswirken:
die Ortenau ist eben nicht nur das Landstück, das Bahn und Straßen und heute
der eilige Automobilist möglichst rasch durchqueren, um von Basel nach Frank-

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