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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 68
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Sester in Benützung hatte. Für brachliegende Stücke wurde der Zins erlassen, doch
waren dies nur 48 K Sester, also ein Dreißigstel der gesamten Fläche. Außer den
Neubrüchen verlehnte die Gemeinde Äcker für jährlich 494 fl. 8 ß 6 ^. Andere
Äcker ließ die Gemeinde selbst anpflanzen und erlöste für Haber und Moltzer
109 fl. 3 ß. Für „Matten und Weyer Zinße" gingen 642 fl. 9 ß ein. Das verkaufte
Holz brachte 212 fl., die Rinde 91 % fl.; das Hundert Wellen Eichenrinde
galt 1761: 5 fl. 5 ß. Der Wald, der sich vom jetzigen Mühlbach bis zum Rohrburger
Bann erstreckte, enthielt vorwiegend Eichen, dazwischen wilde Apfel-, Birn-
und Kirschbäume. Die in den Rechnungen genannten Weiden und Beylen wuchsen
jedenfalls im Rheinwald. Oft wurde Holz „am Ohsham" geschlagen, am vom
Hochwasser unterwühlten Steilufer der Rheinarme. Wieviel Brennholz und Wellen
an die Bürger verteilt wurden, ist nicht gebucht. Dem Herrn Pfarrer wurde alljährlich
ein ganzer Eichbaum zugewiesen, und jeder Bürger, der bauen wollte,
erhielt das nötige Eichenholz. Im Herbst kamen die Eckertschweine in den Wald,
doch machten immer noch Wölfe die Gegend unsicher; noch 1765 hielt die ganze
Gemeinde eine Wolfsjagd ab, und nur langsam verschwinden die Posten für die
„Wolfsträger" aus den Gemeinderechnungen; die glücklichen Erleger eines Wolfes
zogen nämlich mit ihrer Beute in die Nachbarorte und sammelten klingenden
Dank. Einmal wurden vier junge Wölfe zugleich vorgezeigt.

1763 hatte der Roßhirt 397, der Ochsenhirt 163, der Kühhirt 356 und der
Schweinehirt 217 Schutzbefohlene. Im Hornung brauchten Schultheiß, Heimburger
, Gerichter und der „Bott" einen ganzen Tag dazu, daß sie „den Kiehen
die Horn abgesäth, wo Es nödig gewessen ist". „Wie man dem füh allem ader
gelassen", waren außer den obengenannten Personen noch 6 Schmiede, der
Schreiner und 3 Hirten tätig. Die Viehweiden waren durch Häge von den Äckern
getrennt, und die Besichtigung und Ausbesserung der Häge und Tore kostete viele
Diäten. Auch die Zu- und Ableitung des Wassers für die Hanfrötzen unterstand
der Aufsicht der Gemeinde. Die „Tiet" (Diät) betrug für den Schultheiß pro
Tag 5 ß, für Heimburger, Gerichter und Waldförster 3 ß 4 -8>. Die Arbeiten
wurden, mit Ausnahme des Holzmachens, von den „Handfröhnern" ausgeführt,
von deren Entlohnung nichts verlautet. Sogar die „Wittweiber" mußten fürs
Gemeinwohl arbeiten, sie haben alljährlich unter Aufsicht des Heimburgers auf
den gemeinen Matten „die grund Hifen verschert", sie mußten gelegentlich auch
die Geleise der Feldwege ebnen, was aber sonst meistens von Männern besorgt
wurde. Ein Gerichter ist „den 29. Wein Monat mit 30 Mann auff Rohrburg
gegangen, als sich die Zigginer daselbst auff gehalten, sie wegzujagen". Der reichs-
ritterschaftliche Weiler Rohrburg gehörte kirchlich zu Altenheim; einer
seiner drei Edelhofe war ein „Freihof", ein Asyl für Verfolgte und Ausgestoßene
aller Art, wo viele fremde Frauen und Mädchen ihre Kinder bekamen und lange
Zeit Wiedertäufer hausten.

Die Gemeindefinanzen hatten sich so weit erholt, daß die Vergrößerung der
Kirche nicht vom „Heiligen", der Verwaltung der kirchlichen Güter, sondern von
der Gemeinde besorgt wurde. Aus dem Gemeindewald wurden 1760 neunzehn

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