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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 75
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Hoferbe die Geschwister auszahlen. Eine Zählung ergab „Beinahe 1300 Einwohner
; 442 Pferde, 531 Stücke Rindviehe, keine Schaaf mehr". Bald zeigte sich
Karl Friedrichs Einfluß auf dem Gebiet der Wald- und Obstbaumpflege, die unter
Nassauischer Herrschaft nicht beachtet worden war; so erlöste die Gemeinde in
den neunziger Jahren „für Obst: Nichts, weil die Nußbäume fast alle umgehauen
sind", ein andermal „für wildes Obst 1 fl. 5 ß". Nun aber gab es im Ausgabenverzeichnis
eine neue Rubrik: „Plantagen und Waldungen". Die Gemeinde
kaufte von auswärts Nußbäumchen, Apfel- und Birnstämmchen, Birken- und
Erlensetzlinge, Birken-, Hainbuchen- und Steineschensamen, auch kleinere Mengen
Forlen- und Tannensamen. Auch die einheimischen Baumarten, Eichen, Pappeln
und Weiden, überließ man nicht mehr planlos sich selber. Es wurden Weidensetzlinge
gerupft und gepflanzt. Einmal bekamen die Schulkinder Zehrung, weil
sie im neu angelegten Eichwald „Eicheln gesetzt" hatten. Eine Baumschule wurde
gepflegt und von einem fachmännischen Beamten kontrolliert.

Zur besseren Schulung der Kinder wurde die Sonntagsschule (Fortbildungsschule
) eingeführt, dem seitherigen Schulmeister ein Provisor beigegeben und für
den Nähunterricht eine Frau angestellt.

So sorgte man in vieler Hinsicht für die Zukunft, aber die Gegenwart war
trübe. Steuern und Schulden nahmen zu. Einige wanderten aus in sicherere Gegenden
, aber auch dies war teuer. So zog 1804 ein Bürger nach Bayern und verkaufte
zuvor sein Besitztum in Altenheim und Rohrburg für 3317 Gulden; für
die hiesigen Güter mußte er bezahlen: Kriegskontribution an die Gemeinde
66 Gulden, Manumissions-Taxe5) 195 Gulden, Schreibtaxen 6 Gulden, zusammen
267 Gulden; für die Rohrburger Güter verlangte der dortige Grundherr, Freiherr
von Türckheim, eine Abgabe von 256 Gulden, im ganzen wurden also 523 Gulden,
15,6 % des Kaufpreises, verlangt.

In Napoleons Heeren haben auch junge Altenheimer gekämpft und geblutet.
Siebzehn zogen nach und nach aus; vier verloren ihr Leben in Spanien, fünf in
Rußland, das Schicksal von vieren ist nicht mehr bekannt. Von vier Heimgekehrten
war einer Invalide, starb aber erst 1865 im Alter von 84 Jahren.

Auch daheim in Altenheim griffen die Bürger zur Waffe, wenn auch nur zur
Abwehr von Deserteuren und Raubgesindel. 3 Gruppen von je
40 Mann unter Führung eines Gerichters waren abwechselnd auf Streifwacht von
der Ichenheimer bis zur Goldscheuerer Grenze, um nächtliche Einfälle zu verhüten
. Einmal, im Jahre 1811, läuteten die Sturmglocken „wegen einem großen
Räuberband" im Eckartsweierer Wald; bewaffnete Altenheimer eilten zur Hilfe,
die Räuber wurden gefangen und nach Kork „geliefert". In der gleichen Zeit,
zwischen 1803 und 1813, muß sich auch eine Geschichte zugetragen haben, die
mir der uralte Fischer und Gemeinderat Theobald Mild6) kurz vor seinem
Tod erzählte:

„In den Zeiten, wo meine Großmutter noch ein Mädchen war, haben unten im Wald
8 oder 9 Räuber gehaust. Es waren auch Weibsleute dabei, die haben ihnen gekocht. Der

5) Freilassungsgebiihr.

«) Sein Bild ist im Heft 1931 der „Badisdien Heimat" S. 111.

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