Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 106
(PDF, 67 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1962/0118
rina, der Witwe des verstorbenen Peter von Geudertheim, eines Straßburger
Ritters." 83)

Die hier angedeuteten zahlreichen Gebäude sind kaum alle in der Kalbsgasse
zu suchen, sondern wohl auch in der ehemaligen Curie von Eckbolzheim. Nach
allem war die gengenbachische Curie in Straßburg schon 1287 in der Kalbsgasse.

Im Gengenbacher Salbuch steht am Anfang des Bandes ein „Brief über den
Hof zu Straßburg, wie er an das gotzhuß kumen ist" 84). Der Rat der Stadt verkaufte
darin 1430 an die Abtei den Hof, nur acht Ellen breit. Das waren
knappe 5 Meter. Der Brief wurde später in das Buch eingeheftet. Derjenige, der
dies gemacht hat, war wohl der irrigen Meinung, daß dieser Kauf die ganze Curie
beträfe. Auf so kleinem Platz konnten nicht gut soviel Gebäude stehen, wie 1391
angegeben wurden. Es war also nur ein günstig feilgewordener Zukauf, angrenzend
an die bisherige Curie. Die Lagebeschreibung besagte: „in Straßburg in Kalbsgassen
gelegen, hinten gegen das Wasser der Breusch 85), ein lant Vestin und ein
gertel mit Reben" 8B).

Die ehemalige Curie von Eckbolzheim war mit Straßburg vereinigt worden,
so daß jetzt zwei Curien beieinander waren, was Vereinfachungen ermöglichte.
Praktisch mag es so gewesen sein, daß die alte Curie in der Front der Kalbsgasse
ihren Zugang hatte, die andere vom Tränkgäßchen aus, einer früher namenlosen
Sackgasse zur Kalbsgasse. Das erst spät nachweisbare Tränkgäßchen stößt im
rechten Winkel auf die Kalbsgasse 87).

DerOrtenauer Landvogt, Graf Wilhelm zu Fürstenberg, zugleich der Kastenvogt
der Abtei Gengenbach, drangsalierte seit den Zeiten des Kaisers Maximilian I.
das Kloster aufs grausamste (aus dem Schutz- und Schirmherr wurde „des Gotteshauses
Sturz- und Stürmherr"). Er ging später sogar so weit, daß er den Abt
Friedrich durch seine Schaffner zu Ortenberg und Wolfach gefangen auf Schloß
Ortenberg bringen ließ 88). Dem Abt gelang durch einen kühnen Sprung von der

83) Vendimus Redditus annuos 8 Iibrarum denariorum argentinensium usualium et bonorum
super nostris et dicti nostri monasterii Curia, duabus domibus, anteriore
et posteriore, ac ipsarum areis earundemque edificiis, attinen-
tiis, comprehensione et juribus universis in civitate Argentinensi sitis
in vico dicto kalbesgasse juxta Curiam domini abbatis monasterii in
Selse ex una et ex alia parte juxta katherinam relictam quondam Petri
de Geuderthem armigcri argentinensis, U. vom 7. Nov. 1391, Kop 627 fol. 69 b. Ähnlicher
Wortlaut bei der Lagebezeichnung für die Straßburger Curie in der U. vom 10. Juni 1396, ebenda fol.
72 a. Bei Adolph Seyboth, Das alte Straßburg vom 13. Jh. bis zum Jahr 1870, S. 238 wird unzutreffenderweise
das nächste Haus (für das Jahr 1785 mit Nr. 22 bezeichnet) 1378 als Haus des Peter von Geudertheim und 1466
als Hof des Abts von Selz genannt, was nach den U. von 1391 und 1396 nicht zutrifft.

84) Steht vor der eigentlichen Buch-Foliierung, Blatt 1 a ff.

85) Die Breusch vereinigt sich schon vorher mit der III, daher heißt dieser vereinigte Wasserlauf noch heute
bald Breusch, bald III.

86) Brief vom Jahr 1430 über den Hof in Straßburg an Abt Egenolf, Salb. fol. 1 a bis 2 b.

87) Die im 15. und 16. Jh. bei Seyboth genannten Namen waren die Schaffner dieser Curie(n), die dort ihre
Dienstwohnung hatten.

88) Brief des Abtes Friedrich vom 6. Juni 1548, Mitteil. FFA I, 443; FD XX, 261 in der dort sich findenden
Zusammenstellung der Verluste des Klosters zeigt sich die unsichere Kenntnis der Verwaltung darin, daß neben
nachweisbar richtigen Angaben auch Sagenhaftes und schlecht Gewußtes verarbeitet wurde.

106


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1962/0118