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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 167
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Selbst aber dieses bescheidene Dasein der „Ripoltzower" bot trotz der Weltabgeschiedenheit
ihrer Gegend keine Sicherheit vor den Kriegswirren der Zeit.
Immer wieder litten das Tal und seine friedliebenden Bewohner in den früheren
Jahrhunderten unter den Fehden des benachbarten Adels, überraschenderweise
selbst im Bauernkrieg 1525/26. Der Aufruhr der Scharen des Hans Scherer von
Loßburg und des Lux Pfaws von Rümishorn (bei Oberndorf), der sich besonders
um Dornstetten und Alpirsbach abspielte, griff auch in das benachbarte Rippoldsau
über und brachte Verwüstung und Elend. Doch der Dreißigjährige Krieg übertraf
alles Unheil früherer Zeiten.

Eine bisher im Wolftal noch nicht gekannte Verdienstmöglichkeit ergab sich
zeitweilig durch den Straßenbau. Nachdem die Wolftalstraße durch das landesfürstliche
Wohlwollen im 16. Jahrhundert in guten Zustand gebracht worden war,
sollte eine Verbindung nach Peterstal und eine bessere Straße nach Kniebis gebaut
werden. Ein Rippoldsauer Bürger gab freilich zu bedenken, daß die Kosten eines
Straßenbaues zum Kniebis untragbar seien. Der Gastmeister vom Kniebis sagte, er
sei zu Fuß oder Roß auf dem alten Weg über Reichenbach-Kastelbach eher in
Baiersbronn, als einer auf dem neugeplanten — durch den „Rindbach" — gen
Kniebis komme. Freudenstadt konnte als Ziel noch nicht in Frage kommen, weil
es ja erst 1599 gegründet wurde. Ein Straßburger Fachmann wurde eingeladen;
er marschierte mit dem Bademeister Martin Metzger, mit Claus Armbruster vom
Reichenbach, dem Förster Thoma und einem Holzhauer namens Hofer zunächst
den Weg über Reichenbach, Kastelbach, Hütterich, Kniebis, fand dann aber, daß
eine Straße hier „viel zu haltig und gähe" sein würde. Der Rückweg über den
„Rindbach" wurde für viel günstiger befunden. So wurde nach diesem Gutachten
die erste Kniebisstraße gebaut: das brachte Arbeit und Verdienst ins Tal.

Und noch ein Gewerbe wurde ins Rippoldsauer Tal getragen: seit 1587 wurde
dort Glas hergestellt. Nach den Akten im Donaueschinger Archiv war die Errichtung
einer Glashütte aus zwei Gründen wünschenswert: einmal wegen des großen
Überflusses an Holz, dann aber auch wegen der Nähe des Bades, dessen Pächter
wenig zufriedenstellend arbeitete. Man wollte Bad und die neue Glashütte zusammen
einem tüchtigen Unternehmer überlassen. Aber schon bald beklagte sich
der neue Inhaber, ihm werde das nötige Holz nicht geliefert; der Fürst mußte
strafend vorgehen gegen seiner „unterthanen halsstarrigkeit und Opposition, dann
sie sich einbilden, es dörfte ihnen dadurch an dem holz etwas abgehen, und si nit
nach ihrigem gefallen wie bishero darmit handeln können, so sie heimblicherweis
aus unsern wäldern zu entfrembden gewohnt waren". Ein andermal schimpften die
Glasmacher beim Grafen über die Glashütten von St. Peter und St. Blasien im
Südschwarzwald, weil jene die „Sauerbronnenguttern" so spottfeil verkauften, daß
die Rippoldsauer Hütte in ihrer Existenz bedroht war. Hieraus wird deutlich,
daß in Rippoldsau vor allem Gläser mit engem Hals hergestellt wurden zum
Transport des Rippoldsauer Mineralwassers; aus ihnen war das Wasser nur
„tropfenweise" zu entnehmen. Der Name „Gutter" kommt von lat. „guttulum" =
Tropfen. Noch heute erinnert der Name „Glaswald" an die Rippoldsauer Glasproduktion
früherer Zeiten.

12 Die Ortenau

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