Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 172
(PDF, 67 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1962/0184
von den holzigen Stengelteilen befreit wurde. Sie befand sich in einer einfachen
Hütte mit Wasserrad.

Ein halbes Jahr nach der Erwerbung, am Montag nach Dreifaltigkeit, wurde
das Anwesen auf Wunsch Neveus mit Privilegien ausgestattet. Der damalige
Lehensinhaber der Herrschaft Staufenberg Freiherr Wilhelm Hermann von Orsce-

1 a r, der Gründer der Pfarrei Durbach, verlieh mit Zustimmung seines Lehensherrn
, des badischen Markgrafen, dem Obersten Carl Neveu auf dessen Wunsch
für die Mühle die „Personal- und Realfreiheit und Immunität", d. h. ihr Besitzer
war von allen Abgaben und Diensten befreit. Er entrichtete weder die Bede
(Grund- und Haussteuer) noch die Schätzung (Kriegssteuer), er leistete weder
Fron- noch Wachdienst. Ferner hatte er eigenen Gerichtsstand. Nur Fälle der hohen
Gerichtsbarkeit auf seinem Gut kamen vor das Gericht der Herrschaft Staufenberg.
Als Mitglied der Reichsritterschaft Ortenau ließ er das Gut in den Ritterschaftskataster
eintragen und bezahlte also nur die Rittersteuer. Die Weilermühle war
also ein Freihof. In den Akten erscheint sie als „frey ritterständische Mahlmühle"
oder „freiadelige Mahlmühle". Ihrem Besitzer stand dasBürgerholz aus demMoos-
und Hardtwald zu.

Im folgenden Jahr, am 13. März 1662, erwarb Carl Neveu de la Folie in Durbach
-Weiler noch ein weiteres Gut; es liegt auf den Gemarkungen Durbach und
Ebersweier und bestand aus 41 Morgen Ackerfeld und 9 Tauen Wiesen in den
Lohmatten, im Mauchenfeld, im Habergäßle, im Hungertal, am Mörgelhäldlein
und auf dem Sonderacker sowie aus 18 Haufen Reben am Weilerberg und einer
Plauel. Es brachte eine jährliche Gült von 11 Viertel Weizen, 23 Viertel Korn und

2 „wohlgemästete" Schweine bzw. 30 Gulden. Auch dieses Gut befand sich im
14. Jahrhundert im Besitz der Ritter von Wiedergrün als Lehen der Grafen von
Freiburg. 1581 war der Straßburger Bürger Wolfgang Harnister Lehensinhaber.
Dessen Sohn, der „Silberarbeiter" Daniel Harnister, verkaufte es vor dem „Einundzwanziger
" der Stadt Straßburg Johann Thoman Kaw an den Landvogt Carl
Neveu für 265 Gulden. Auf dessen Bitte übertrug Freiherr v. Orscelar die auf der
Mühle ruhenden Freiheitsprivilegien auch auf dieses Gut. Da der Besitzer nun auch
über Weinberge verfügte, ließ er sich das Recht des Weinschanks geben. Diese beiden
Güter, die Mahlmühle und der Meier- oder Rebhof, wuchsen nun zu einer
wirtschaftlichen Einheit zusammen, so daß es in der folgenden Zeit schwer war,
sie noch zu unterscheiden. Während auf dem Rebhof Bauern aus Ebersweier bzw.
Durbach saßen, war die Mühle immer auf neun Jahre an einen Müller verpachtet.
Die Windschläger Bauern mußten ihr Getreide in die Weilermühle bringen, während
die Durbacher an die Staufenberger Herrenmühle gebunden waren.

Im Polnischen Thronfolgekrieg, in dem die französischen Truppen die Ortenau
wiederum gründlich brandschatzten, wurde die Mühle 1734 „abgebrannt". Windschläger
Handwerker bauten sie 1737 wieder auf. Der Nordracher Flößer Jakob
Oehler lieferte das Bauholz auf den Offenburger „Floz-Angel". Die Mühlsteine
kamen aus der Werkstätte des Oberschopfheimer Steinhauers Anton Mark. Der
Zimmermeister Joh. Stark aus Bühl erstellte die beiden Mühlgänge. Der Türsturz
des Seiteneingangs trägt noch das Datum des Wiederaufbaus: 1737.

172


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1962/0184