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einem Mandat. Allein die Bürde der Jahre zwang den 70jährigen, das Mandat
niederzulegen. Eine zunehmende Augenschwäche veranlaßte ihn, nun auch das Amt
eines Schulvisitators oder Speziais abzugeben. Selbst seinem Amte als Dekan mußte
er entsagen, das er 25 Jahre innehatte, trotz seiner Absetzung von 1822—1830. In
den letzten Jahren seiner Landtagstätigkeit wurde er von den Abgeordneten gern
„Vater Fecht" genannt.
Gegner des Radikalismus
Die Zeit des Erwachens der Deutschen zur Demokratie in den 40er Jahren rief
ihn noch einmal auf. In der Volksversammlung zu Offenburg im Mai 1848 erhob
er noch einmal seine Stimme als freisinniger Mann. Seine Worte galten allerdings
einer wahrhaften, gesetzlichen Freiheit und standen im Gegensatz zu dem erstarkenden
Radikalismus eines Amandus Gögg, der sich über ihn hinwegsetzte.
Dieses Auftreten war seine letzte politische Tätigkeit, die für ihn enttäuschungsvoll
gewesen sein mußte. Die Niederlage galt natürlich nicht seiner Person.
Große Bitternis brachte ihm das Jahr 1848 leider auch im Dorfe. Seine Einsatzbereitschaft
für Volk und Heimat und seine verständnisvolle Haltung als Seelsorger
sowie seine tiefgehenden Predigten hatten ihn zwar beliebt gemacht, aber
es war besonders die Jugend, die dem Volksmann Fecht in heftiger Opposition
gegenüberstand, was ihn zutiefst kränken mußte. Als dann nach den Unruhejahren
1848/1849 der politische Umschwung mit allen seinen Härten kam, glaubte
er bei seinem Alter, es sei an der Zeit, sein Amt als Geistlicher niederzulegen.
Sein Lebensende
Im Kreise seiner Familie, umgeben von Enkeln und Urenkeln, verlebte er die
restlichen Jahre im Korker Pfarrhaus. Nach einigen leichteren Schlaganfällen setzte
ein schwererer dem greisen Kämpfer am 20. August 1851 ein Ende im Alter von
80 Jahren, 5 Monaten und 13 Tagen. Eine würdige Ruhestätte sollte dem höchstverdienten
Kämpfer für Volk und Heimat, für Freiheit und Recht beschieden sein.
Die Familie Fecht kaufte einen größeren Platz im Nordteil des Friedhofes als Begräbnisstätte
der Familie. Nach der Erneuerung des „Fechtgärtleins" kommt diesem
großen und edlen Manne auch äußerlich wieder die Ehre zu, die ihm gebührt.
Fechts Wirken als Spezial in Kork
Auf dem Gebiete des Volksschulwesens erwuchs ihm als Spezial (Schulvisitator)
des Dekanats Rheinbischofsheim eine ganz besondere Aufgabe. Die „Geschichte
der Volksschule Kork" weiß aus Fechts Zeiten nichts von einer Auseinandersetzung
zwischen dem Geistlichen und dem Lehrer; um so reichlicher waren solche zwischen
Gemeinde und Schule. Es war besonders der Zustand der Schullokalitäten, die zum
Zankapfel wurden. Angeblich war immer der sehr bescheidene Kassenzustand der
Urgrund der unerfüllten Notwendigkeiten. Bei all den Auseinandersetzungen
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