Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 198
(PDF, 67 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1962/0210
getroffene, durch den Herrn Rittmeister von Rüdt angeführte badische Kavallerie
die feindliche im Schach hielt; daß das zweite Bataillon Großherzog, an welches
sich die Kinzig-Landwehr freiwillig bei diesem zweiten Kampf anschloß, überall
sich hinwarf, wo es galt; daß endlich dem das badische in fünf Stücken bestehende
Geschütz, welches in den feindlichen Reihen die furchtbarsten Verheerungen anrichtete
, kommandierenden Herrn Hauptmann Feßler ein großer Anteil von der
Ehre dieses Tags gebührt. Ja, dieser Tag war für die Badener sehr ehrenvoll. Ihre
ganze Stärke betrug, weil ein Bataillon, über der Kinzig stehend, am Gefecht
keinen Anteil nehmen konnte, kaum über 2000 Mann, und zwar meist ungeübter
Infanterie, weniger Reiterei und Artillerie. Dieses Häuflein war nach der Lage von
Kehl in einem Umkreis von zwei Stunden aufgestellt. Dagegen gebrauchten die
Franzosen über 4000 Mann eingeübter Infanterie, 300 Reiter und 20 Kanonen.
Beliebig konnten sie, gedeckt durch die nahen Werke von Kehl, ihre Angriffspunkte
wählen und nach den Umständen ohne Gefahr verändern. Dennoch mußten
sie, vielleicht um so eher, weil zur Ableitung der Gefahr von den diesseitigen
Truppen das jenseitige badische Korps unter Anführung Sr. Durchlaucht des Herrn
Markgrafen Wilhelm von Baden zweckmäßige, drohende Bewegungen machte,
mit einem Verlust von 300 Mann seinen Rückzug nehmen, wo der Verlust des
badischen Korps an Toten, Verwundeten und den gleich am Anfang des Gefechts
Gefangenen nicht hundert Mann überstieg. Aber es wachten auch zwei mächtige
Schutzgeister über dem kleinen Häuflein: Untertanentreue und Vaterlandsliebe.
Hievon einige Züge. Ein Landmann von L. kam aus seinem Ort hastig herbeigelaufen
und äußerte gegen mich, er wolle hier auf seinen Sohn warten, welcher
sicher verwundet werde. Kaum hatte er ausgeredet, so hinkte dieser schwer am
Fuß verwundet herbei. Auf des Vaters laute Klage ruft der Landwehrmann ihm
zu: „Schämt euch, Vater, wegen einer Kleinigkeit so ein Lärmen zu machen; wäre
nur die Kugel heraus, so ginge ich wieder zu meinen Kameraden; heute gilt's für's
Vaterland." Ein anderer sieht bei der Wiedereroberung der am Gieselbach
gelegenen Schanze seinen Bruder fallen; noch einmal wirft er sich auf ihn, und mit
dem Schmerzensruf: „Nun habe ich nichts mehr zu verlieren! Vor! Brüder, vor mit
mir!" stürzte er sich auf den Feind und reißt zum Sieg seine ganze Kompagnie mit
sich fort. Aus dem Munde der schwer Verwundeten hörte man nicht leicht eine
Klage, nicht den Ausruf des Schmerzes. Sie trösteten die um sie weinenden Einwohner
mit den Worten: „Es ist ja für das Vaterland! — doch Ehre jedem, dem
die Ehre gebührt." Dieser Tag war ein Ehrentag, nicht bloß für das Militär, sondern
auch für Badens Bürger. Gleich beim Anfang des Treffens ließen die hiesigen
Einwohner durch mich bei dem Obristlieutenant v. Reischach anfragen, ob sie
nicht Sturmglocke ziehen dürften, um für das Vaterland und ihr Eigentum mitzukämpfen
. Als dieses ihnen aus weisen und humanen Gründen abgeschlagen
wurde, taten sie alles mögliche, um das Schicksal der Verwundeten zu erleichtern;
sie nahmen sie den Soldaten ab und pflegten sie mit brüderlicher Liebe. Das Beste,
was jede Familie im Haus hatte, teilten sie nach dem Treffen und in der Folge mit
den mutigen Kriegern, beschenkten die Truppen mit mehreren Wägen von Wein

198


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1962/0210