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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 206
(PDF, 67 MB)
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schien, wenn Not und Gefahr am größten waren. Unsere lehrreiche Geschichte
ruft euch zu: Wenn Gott und sein Wort nicht wären unser Trost gewesen, wir
wären vergangen in unserm Elend. Tut nur immer recht; scheut bei Erfüllung
eurer Pflicht niemand; steht fest mit christlichem Sinn in den Stürmen des Lebens,
und der Gott des Friedens wird auch mit euch sein, wie er mit uns war.

Fecht-Anekdoten

1. Fecht stand sowohl bei der Gemeinde als auch bei der Behörde als praktischer Landwirt
in hohem Ansehen. Seine Pfarrgüter waren immer in vorbildlichem Zustand. Seinen
Ratschlag nahm man in allen Dingen gerne entgegen. Es war in einem der nassen Jahre
1816/17. In seinen hohen Langschäftern schritt Fecht, der von seiner Feldarbeit sich auf
dem Heimwege befand, dem Dorfe zu. Ein mit vier Pferden bespannter beladener Wagen
konnte nicht von der Stelle kommen, und alle Hilfen des Fuhrmannes waren vergebens.
Der herantretende Pfarrer-Bauer versuchte in die Speichen der tief eingesunkenen Räder
einzugreifen; doch auch diesen Hilfen blieb der Erfolg versagt. „Herr Pfarrer", meinte der
Bauer, „wenn mir als nichts mehr g'holfe het', so het's z'letscht immer noch e' kräftiger
Fluech tue!" Kopfschüttelnd wendete Fecht dem Bauern bei seinem Gespann den Rücken zu
und flüsterte mehr zu sich selbst: „Wenn's nicht anders sein kann, so halt in Gottes
Namen", ging hinten an den Wagen und half mit seinen ihm verliehenen Bärenkräften
nach. Der Bauer ließ seinen Gefühlen freien Lauf, und bald war das Gefährt im Gange.

2. Es war an einem Werktagnachmittag. Für Frauen war Gebetsstunde angesetzt.
Draußen auf seinem Versuchsfeld stand der Bauer-Pfarrer in eifrigster Tätigkeit, denn
neue Versuche sollten dem heimischen Landwirt neue und bessere Wege weisen oder geeignetere
und ertragreichere Sorten vorführen. Voll und ganz in seine Arbeit vertieft, vergaß
er Zeit und Umstände. Erst das eilige Erscheinen des Kirchendieners rief ihn in die
Wirklichkeit zurück, als ihn dieser an die in der Kirche wartenden Frauen erinnerte. Doch
wichtiger und wertvoller war ihm seine augenblickliche Aufgabe für den Landmann. Er
beauftragte kurzerhand den verdutzten Kirchendiener, den auf die Gebetsstunde Harrenden
zu sagen: sie sollen heute einmal allein beten. Was er hier eben ausprobiere, sei für
ihre Männer und Söhne eine höchst wichtige Sache. (Diese Anekdote stammt von Frau
Ruzek, geb. Fecht, in Freiburg.)

Quellen und Literatur

K. G. Fecht: Urkundliche Geschichte der Familie Fecht.

Gottlieb Bernhard Fecht: Predigten und deren geschichtliche Verankerung.

Akten des Badischen Generallandesarchivs, Karlsruhe.

Akten der Lesegesellschaft Kork, verschwunden.

W. Gräßlin: Geschichte der Korker Volksschule.

W. Gräßlin: Geschichte der Lateinschule Kork.

W. Gräßlin: Geschichte der Lesegesellschaft Kork.

Dr. Friedrich von Weech: Badischc Biographien.

Dr. Johannes Beinert: Geschichte des badischen Hanauerlandes unter Berücksichtigung Kehls.

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