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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 209
(PDF, 67 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1962/0221
bewaldeten Grenzstreifen entlang dem Westrand des Scherzheimer Waldes und die Striet
wohl von Sdiwarzach erworben haben.

Daß Lichtenberg außer dem Burg- und Stadtgebiet samt der Fronmatte (die Schanz),
wohl vom Reinhardsauergut der Windecker, sowie einigen Gärten von verschiedener
Größe — Weihergarten, Walreitgartcn, Cappelgarten, Tiergarten — noch einen großen
Grundbesitz in unmittelbarer Nähe Ulms, der sich bis über das Fahr zu Graueisbaum
erstreckt haben soll — Die Ortenau, 31. Heft, S. 170 — erkauft habe, ist nicht denkbar.
Denn alle Worte in der Niederung bis zum Rhein standen als Gemeindealmende dem
Dorfe Scherzheim zu.

Auf diesem eigenen Grund und Boden sollte durch Anlage einer Feste der
Lehenbesitz diesseits des Rheines dem lichtenbergischen Hause gesichert und erhalten
werden. Dies war der Anlaß zur Gründung einer Wasser- oder Tiefburg und eines
Gemeinwesens, die in bewußtem Gegensatz zu Lichtenberg, dem Stammsitze des
Geschlechtes, den Namen Lichtenau erhielten. Als Gründungsjahr darf aber frühestens
1298 angesehen werden. Nun ließ sich über die Rheinfähre zu Graueisbaum
und das bereits eigene Oberhofen bei Bischweiler die kürzeste Verbindung mit
dem lichtenbergischen Hauptgebiet im Unterelsaß herstellen. In der Folge konnten
auch die angrenzenden linksrheinischen Dörfer Offendorf, Herlisheim, Drusenheim
mit Kutzenhausen und Rohrweiler durch Kauf erworben werden, die nun
mit Oberhofen den überrheinischen Stab Offendorf des Amts Lichtenau bildeten.

Alle geschichtlichen Veröffentlichungen über die Gründung Lichtenaus — siehe „Die
Ortenau", 9. Jahresheft, S. 20, und 31. Heft, S. 124 — haben bisher die Nachricht des
Straßburger Chronisten Jakob Twinger von Königshofen (1346—1420) zugrunde gelegt:
„Do men zalte 1296 jor in der vasten, do wart Sermersheim das stettelin gewunnen und
zerbrochen und die bürg Krax bi Andelo von bischofe Conrot von Lichtenberg und von
den von Strasburg, und die vesten worent hern Cuonen von Bergheim, des landvougtes,
der dem bischove und den burgern von Strasburg vil widerdriesses hette geton. Do noch
fuorte der bischof die steine enweg und buwete darus die stat Liehten-
ouwe." Eine andere Chronikstelle besagt: „Liehtenouwe die stat wart gemacht 1293."
Auf Grund beider Berichte hat man die Gründung zeitlich zwischen 1293—1296 angenommen
. Inzwischen haben sich aber der Geschichtsforschung zwei Irrtümer ergeben.
Einmal fällt die Zerstörung der dem Landvogt Kuno von Bergheim gehörigen Stadt
Sermersheim durch Bischof Konrad und die Straßburger Bürger in den März (Fastenzeit)
1292; zum andern zerstörte Bischof Konrad und die Seinen erst nach dem Tode König
Adolfs die Kuno von Bergheim zustehende Burg Krax nahe der Burg Andlau bei Barr.
Beide Nachrichten haben die Chronisten Königshofen und Closener irrtümlich ins Jahr 1296
zusammengeworfen. Die Nachricht von der Verwendung der behauenen Quadersteine darf
als Tatsache gewertet werden. Der Transport geschah auf dem Wasserwege — III, Rhein,
Altrhein — zur Baustelle.

Wieweit nun eine unmittelbare Mitwirkung Bischof Konrads bei der Gründung
Lichtenaus in Frage kommt, bleibt ungewiß. Begabt mit hervorragendsten Eigenschaften
, überstrahlte er sein Geschlecht so sehr, daß die Chronisten alles zeitgenössische
Geschehen im Hause Lichtenberg ihm zuschrieben. Dieser hochgemute
Kirchenfürst, „ein herrlich schöne Person", wie eine gleichzeitige Chronik ihn
nennt, der die unvergleichliche Münsterfassade Meister Erwins erstehen ließ, war
als Kind des Faustrechts ein streitbarer Mann. Dies führte sein vorzeitiges Ende
herbei. In einer Fehde mit der Stadt Freiburg zog er seinem Schwager, dem Grafen
Egon II. von Freiburg, zu Hilfe gegen die Freiburger und empfing im Kampf-

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