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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 213
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auf eine gewerbliche Tätigkeit angewiesen. Feld und Wiesen befanden sich in
festen Händen und wurden von den Scherzheimer Bauern bewirtschaftet. Und doch
galten Ackerbau und Viehhaltung das ganze Mittelalter hindurch als Grundlage
guten Fortkommens auch für das Handwerk! Einen Ausweg aus dieser mißlichen
Lage boten die besseren Kaufsmöglichkeiten auf Gemarkung Ulm-Hunden; bei der
Bannserneuerung 1654 waren es noch etwa 85 Jüch bzw. Tawen. Erst der Zuzug
wohlhabender Bauern aus Scherzheim, Einheirat und Erbteilungen schufen hierin
einen Wandel zum Besseren. Eine Teilung der Scherzheimer Gemarkung zugunsten
Lichtenaus dürfte aber erst im 15. oder 16. Jahrhundert stattgefunden haben. Da
Lichtenau innerhalb der Scherzheimer Mark erstanden war, waren die Bürger holz-
und weideberechtigt im Scherzheimer oder Fünfheimburger Wald und durften
auch an den Almendnutzungen der Gemeinde Scherzheim teilhaben.

Trotz der ungünstigen wirtschaftlichen Voraussetzungen lockten die Privilegien
Einheimische und Fremde aus dem Abtsstab und der Markgrafschaft Baden zur
dauernden Niederlassung herbei. Doch blieb die Bürgerzahl beschränkt. 1401 bzw.
1414 zählte Lichtenau 39 bürgerliche Haushalte, welche die Abgabe der zwei
Unzen Pfennig und zwei Viertel Hafer entrichteten, etwas später, aber vor 1441,
waren es nur noch 34 Bürger; 1492 wieder 41 und 60 Herdstätten oder Häuser
(Scherzheim zählte damals 28 Bauern). 1503 wurden im Flecken Lichtenau genannt
: 50 wehrbare Mann, 44 Bürger, 56 Häuser oder Hausgesäß, „so etliche leer
ston", 4 Enger oder Wagenfuhren. Schuld an dieser unerfreulichen Entwicklung
trugen auch die Herren von Lichtenberg, indem sie im 15. Jahrhundert ihrer
städtischen Gründung die Privilegien entzogen und so ihr Unvermögen als erfolgreiche
Städtegründer erwiesen (Erneuerung der Stadtrechte 1516, Aufkündigung
wegen Teilnahme am Bauernkrieg 1525, Wiedergewährung 1584). Bereits 1401
hatte ein Straßburger Vogt gemahnt — die Burg und halbe Stadt wurden 1399
an Straßburg verpfändet —, Lichtenau bei seinen herkömmlichen Freiheiten, dem
freien Zug und der Fronfreiheit, zu belassen, um auch Fremde zur Ansiedelung zu
bewegen; denn „so man in daz entwert het, so stant die halben hüser in liehtenowe
öde und zühet nieman zu unß". So glich Stadt Lichtenau mehr einem Marktflecken
mit einer Bevölkerung von Handwerkern und Kleinbauern.

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