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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 216
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1962/0228
seilte sich erstmals ein ganz neues Sommergetreide aus Amerika,
das „indianische" oder „welsche" Korn, der Mais, hinzu. Aus
einer Mehlmischung dieser Früchte backten die Frauen das Kriegsbrot und mengten
zur Streckung die Kleie, mitunter selbst gemahlene Eicheln, bei.

Daß Freisten mit der Pflanzung des Welschkorns begann, darf nicht wundernehmen
. Baute man doch diese amerikanische Getreideart in der Umgebung
Straßburgs bereits im vorangegangenen Jahre an. Die Freistetter Fischer und
Schiffer waren aber in der „Stadt" stets daheim. Benjamin Mauckhler, der gegen
1629 den Tabakbau zu Bischweiler im Elsaß heimisch gemacht hatte, wußte die
sich hier bietende Gelegenheit auch zu ergreifen und rühmte seine Kenntnisse, das
„welsche Korn" mit besonderem Vorteil und Nutzen zu pflanzen. Doch in seinem
Vortrage vor dem Rate der Reichsstadt Straßburg am 22. Februar 1638 hatte
der Engländer nicht mit der Sprache herausrücken wollen und an die Preisgabe
seines angekündigten Geheimnisses die Erfüllung anmaßender Bedingungen geknüpft
— den freien Sitz auf Lebenszeit, ein Stück Grund als Eigentum und
seinen Unterhalt, bis sich die Nutzbarkeit im Werk erzeigt hätte — weshalb der
Rat der Einundzwanziger die Angelegenheit auf sich beruhen ließ (Prot, der 21er).
Über Straßburg dürfte dann im folgenden Jahre das „welsche Korn" nach
Freistett gelangt sein, so daß seine gelben Kolben 1639 erstmals unter hanauischen
Bauerndächern trockneten.

Die lokalgeschichtlich bedeutungsvollen Zehnteinträge der Kirchschaffneirech-
nungen des Amtes Lichtenau über die Pfarrbesoldungen zu Freistett und (Rhein-)
Bischofsheim lauten:

1637

Pfarrer Kirchner zu Freistett hat an 50 Viertel Besoldungsfrucht, so an Zehnten und
Gülten für Kirchengüter erhoben worden, empfangen: Weizen Vi Sester, Korn 3 Sr.,
Gerste 1 V., Erbsen 1 Sr., Hirsch 5 V. 4 Sr., Anschlag 26 « 17 ß

Pfarrer Saxo in Bischofsheim hat an 70 V. Besoldungsfrucht empfangen oder selbst
eingezogen, an Korn IV, V, Erbsen KV., Hirsch 12 V., Anschlag 43 « ^.

1638

Zu Freistett hat der Pfarrer 11 V. 5 Sr. 2 Vierling Früchte, Anschlag 42 ti 10 ß ^,
empfangen, nämlich Korn 1 Sr., Heidenkorn 3 V. 2 Sr., Gerste 4 Sr., Veeß 1 Sr.,
Erbsen % Sr., Hirsch 7 V. 3 Sr.

Zu Bischofsheim empfing der Pfarrer statt 70 V. bloß 11 V. 2 Sr. 3 Vierling Früchte,
Anschlag 47 « 16 ß 3

1639

Zu Freistett und Renchenloch sind gefallen: 2 Sr. Weizen, 1 V. Korn, 2 Sr. Welsch
korn, 6 V. Heidenkorn, 2 V. Gerste, 1 Sr. \% Vierling Erbsen, 9% V. Hirsch, angeschlagen
zu 34 Q 9 ß 10 4.

Zu Bischofsheim und Diersheim: 3 Sr. Weizen, 2 V. ilA Sr. Gerste, 12 V. 1 Sr. Hirsch,
Anschlag 25 U 8 ß 6 ^ .

Doch nur zögernd fand das Welschkorn Verbreitung. Zu Bischofsheim war Ys
vom Welschkornzehnt 1644 5 Sr. Aus Holzhausen meldet der Zehntmeier 1649

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