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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 219
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1962/0231
8 ß, 1741 aber 2 fl. 5 ß 6 1742 nur 5 ß 6 ^. Zu Bischofsheim waren 1741
bloß 1K Jüch bepflanzt und das Erträgnis mit dem wenigen Welschkorn zum
andern Zehnten geschlagen worden; 1744 brachten 4 Jüch Grundbirnen bei der
Versteigerung des Zehntens 2 fl. 5 ß ein. Von den übrigen Orten ist nicht die
Rede, da hier die Kirchschaffnei nicht zehntberechtigt war.

Aber Pfarrer Schmidt zu Freistett als Bezieher des der Kirche allda
zuständigen dritten Teiles des Kleinzehntens zog die Abgabe in natura ein, war
auch nicht gewillt, so leicht auf seinen Vorteil zu verzichten und rechnete die Kartoffeln
weiterhin in den kleinen Zehnten. Begründen konnte er diese Auffassung
damit, daß die Früchte, welche nicht dem Mühlstein unterworfen waren, somit
alle Erdgewächse, in den kleinen Zehnten zählten: Es wären auch in diesen
Feldern, da jetzund Grundbirnen gepflanzt würden, vormals Tabak, Bohnen,
Hanf und Flachs gebaut worden, mithin er einen Ausfall an seinem Anteil zu tragen
hätte. Übrigens koste es große Mühe, sich dessen zu bemächtigen; würde
man ihm denselben aber entziehen, häte er durch den Verlust Schaden zu leiden,
„dieweil uns solche in der Mästung wohl bekommen".

Zu dieser Frage sich zu äußern wurde nun der Amtmann beider Ämter, Regierungsrat
Bassy in Kork, aufgefordert. Unterm 11. November 1741 wußte er
zu berichten:

Vor einigen Jahren sei mit dem Anbau der Grundbirnen in hiesigen Ämtern
begonnen worden. Im Bühlertal würden dieselben in den Kleinzehnten, droben
in der Gegend von Kippenheim, „allwo man theilß in Gärten und theilß in
Feldern auf gantzen Äckern dergleichen in großer Menge pflanzet", zum kleinen
Zehnten rechnen, wann sie in Gärten, und zum großen, wann sie im Felde gebaut
würden. Sonsten würden die Grundbirnen, so im Gericht Lichtenau üblich sei,
samt dem Welschkorn zum Großzehnt geschlagen.

Eingezogene Erkundigungen ergaben im August 1742, daß das Drittel des
Grundbirnenzehntens seit Anfang der Pflanzung im Bann Freisten 5, 8, 10 bis
20 Körbe voll ertragen hatte, nunmehr aber gegenwärtiges Jahr 50 Körbe voll
oder in Geld 6 fl. eingehen dürften. Legt man diesen Zehntertrag auf die Jahre
um, so ergibt sich wiederum 1739 für den Beginn des Kartoffelbaues in Freistett.
Pfarrer Schmidt wurde daraufhin zu erkennen gegeben, daß seinem Begehren
nicht mehr willfahrt werden könne. 1743 wurde der „Grundbierzehnt" zu
Freistett für 4 fl. 9 ß vom Kirchenschaffner versteigert.

Gebrauchten unsere Vorfahren die Kartoffel anfangs zur Schweinemast, so
vermochte sie bald „zum lieben Brot des armen Mannes" zu werden und eroberte
sich allmählich auch die Tafel der Reichen.

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