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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 266
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bedeutende Militärmacht am Mittelrhein zu versammeln. Auf einer Konferenz zu
Ratibor legte am 28. Juli 1852 der österreichische General von Hess eine Denkschrift
vor: „Erörterungen über die Befestigungen Deutschlands." (Merkwürdigerweise
bezeichnet er darin Deutschland damals schon wiederholt als Bundesstaat.)
Bezüglich der Festungen schlug er vor, 16 Millionen Gulden für fünf befestigte
Lager aufzubringen. Preußen war dagegen. Österreich beschränkte daher
seine Wünsche auf Ulm und Rastatt. Preußen verweigerte auch hier eine Nachbewilligung
. Es gab nur die Flüssigmachung der früher schon genehmigten, aber
bisher #noch nicht verausgabten Summen zu. Für Rastatt wurden dadurch
882 280 Gulden verfügbar. Mit diesen Mitteln konnten endlich bis zum Schluß des
Jahres 1854 die Stadtbefestigungen und die Bahnhofslünetten vollendet werden.
Der bisherige Geldmangel war so groß gewesen, daß man den Offizieren die Bauzulagen
streichen und im Dezember 1853 das ganze Zivilbaupersonal entlassen
mußte. Es handelte sich aber noch um den Ausbau von zwei Außenwerken. Um
diese wurde bis zum Jahre 1856 gestritten. Am 9. April 1856 kamen die Verhandlungen
der Militärkommission und des Bundestages in Frankfurt zum Abschluß.
Preußen sollte die Zusage erhalten, daß über die im Jahre 1854 bewilligte Summe
nicht hinausgegangen werde. Der preußische General von Reitzenstein verlangte
in einem Separatvotum, daß der Bau der Festung mit Erschöpfung der jetzt verfügbaren
Mittel für abgeschlossen erklärt werde. Österreich konnte auf diese
Klausel nicht eingehen, aber Bismarck setzte am 2. August die Annahme dieser
Klausel durch. Von welcher Gesinnung Bismarck damals schon gegen Österreich
erfüllt war und warum die preußischen Militärs gegen die Verstärkung süddeutscher
Festungen waren, geht aus Bismarcks Brief vom 26. April 1856 an den
Minister von Manteuffel hervor, worin er schreibt, daß „Preußen in nicht zu
langer Zeit für seine Existenz gegen Österreich werde fechten müssen". Das war
Bismarcks „deutsche" Politik.

Der Kampf um Rastatt auf fortifikatorischem Gebiet war abgeschlossen, aber er
entbrannte um so schärfer auf dem Gebiet der Besatzungsverhältnisse.

Wie eingangs erwähnt, hatte ursprünglich Österreich nur Geniesoldaten zu der
sonst von Baden allein zu gebenden Friedensbesatzung zu stellen, deren Stärke
auf 2500 Mann festgestellt war. Die zu einem Drittel von Österreich zu gebende
Kriegsbesatzung sollte 10 500 Mann betragen. Nach dem Ausbruch der Februarrevolution
beschloß der Bund am 2. März 1848, sofort 5000 Mann als ein
„Minimum der Kriegsbesatzung" nach Rastatt zu legen. Baden konnte aber nicht
zwei Drittel dieser Zahl für die Festung verfügbar machen. Deshalb folgte am
25. März ein zweiter Beschluß, daß Österreich ein Drittel der vollen Kriegsbesatzung
senden möge, was aber nicht geschah.

Nachdem dann 1849 Rastatt durch Preußen den badischen Revolutionären
entrissen war, übernahm Preußen, da Baden über seine Truppen noch nicht
verfügen konnte, an dessen Stelle die Besatzung. Aber am 28. November 1850
zogen die Preußen wieder ab, nicht gerade sehr freiwillig, sondern infolge der

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