Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 268
(PDF, 67 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1962/0280
von Rastatt" gutachtlich zu äußern. Die Kommission konnte jedoch in ihrer
Mehrheit mit Rücksicht auf die bewegten Zeitverhältnisse und die exponierte
Lage Rastatts keine genügenden Gründe zur Zurückführung der Garnison auf die
Friedensstärke finden. Während des Krimkrieges 1854—1856 ruhte diese Frage.
So blieb es bei dem bisherigen Zustand als Provisorium bis 1857.

Daß dieser provisorische Zustand Österreich auf die Dauer nicht befriedigen
konnte, ist vom Standpunkt der Verantwortung aus wohl erklärlich. Daß es
vom Standpunkt des Bundes aus, also vom nationalen, eine den außenpolitischen
Zeitverhältnissen angemessene Stärke der Festung und deren Besatzung wünschen
mußte, ist in seiner verantwortlichen Stellung als führende Macht wohl begründet.
Auch Baden hatte als Grenzland alles Interesse, die Festung seines Territoriums
stark genug gestaltet zu sehen, um nicht ohne genügenden Schutz zu sein. Aus
diesen Erwägungen heraus meldeten Baden und Österreich im Mai 1857 einen Antrag
beim Bunde an, wonach die Friedensbesatzung von Rastatt nahezu verdoppelt
und das Recht, sie zu stellen, auch auf Österreich ausgedehnt werden
sollte. Der König von Preußen, Friedrich Wilhelm IV., war geneigt, diesem
Antrag zuzustimmen, aber mit aller Leidenschaft bekämpfte ihn Bismarck. Für
Preußen, schrieb er, sei die Erhaltung des Gleichgewichts notwendig, auch im
Interesse des Bundes. In allen Streitigkeiten der letzten Jahre habe es sich
scheinbar nie um die Rivalität österreichischer und preußischer Interessen gehandelt
, weil ein jeder es als seine Aufgabe angesehen, die seinigen als deutsche
darzustellen. Bei dieser Gefechtsweise sei Preußen jedoch im Nachteil, weil ihre
Voraussetzung, daß nämlich bei den übrigen Bundesgenossen uneigennützige Hingebung
an allgemeine deutsche Interessen walte, eine bloße Annahme sei. Man
möge also ganz offen die preußischen Interessen und die Notwendigkeit
der Erhaltung des Gleichgewichts in Deutschland vertreten, ohne sich durch '
große Worte von föderativen Gesinnungen irremachen zu lassen.

Wenn man bedenkt, daß sich diese Vorgänge noch ein Jahrzehnt vor dem
Bruderkriege von 1866 abspielten, möchte man ob der Skrupellosigkeit erschaudern,
mit der Bismarck, den man später als den größten Deutschen, den „Einiger",
feierte, die Uneinigkeit innerhalb Deutschlands schürte zugunsten Preußens. Ja, er
trieb den Kampf auf die Spitze, als er die Überstimmung Preußens voraussah:
„Wenn versucht werden sollte, diejenigen Zwecke, welche von einzelnen Bundesgliedern
nach ihrer partikularen Auffassung willkürlich für Bedingungen eines
geordneten Bundeslebens erklärt werden, durch eine verfassungswidrige (!) Ausdehnung
der Kompetenz der Majorität zu fördern, so werden wir dergleichen
Bestrebungen diejenige Haltung entgegensetzen, zu welcher uns eine Infraktion
der Bundesverfassung von anderer Seite berechtigen würde." Er setzte also die
Grundlage des Bundes aufs Spiel einer Frage wegen, die hierzu in gar keinem
Verhältnis stand.

Am 18. Juni 1857 wurde trotzdem der badisch-österreichische Antrag bei der
Bundesversammlung eingebracht und der Militärkommission zur Begutachtung
übergeben. Der preußische Militärbevollmächtigte, General von Reitzenstein, gab

268


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1962/0280