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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 272
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Frage, die schon in allernächster Zeit ihre Lösung fand, da sich Napoleon am
21. Juli 1858 in Plombieres mit Cavour verband. In der Tat zeigte Österreich
immer mehr die Absicht, mit Preußen Hand in Hand zu gehen, wollte aber die
Rastatter Angelegenheit erledigt wissen. Es schob die Abstimmung in Frankfurt
hinaus, weil der österreichische Außenminister Buol einen „letzten Versuch" in
Berlin machen wollte. Für Österreich, schrieb Buol an den österreichischen Gesandten
in Berlin, sei es Ehrensache, vor der Entscheidung nicht zurückzutreten. Es
verlange nur, daß der Besitzstand Österreichs, Preußens und des gesamten Bundes
garantiert werde. Beweis für die Zeitgemäßheit dieses Verlangens sei die drohende
Haltung Frankreichs. Im Falle der Herstellung eines solchen Gesamtbundes wolle
Österreich auf die weiteren Verhandlungen in der Rastatter Frage am Bundestage
verzichten.

Dieser schöne und klare Gedanke hätte verdient, die Grundlage der deutschen
Politik zu werden, das große deutsche Ideal wäre seiner Erfüllung nahe gewesen!
Aber schon wenige Tage nach Überreichung dieser Note wurde dem Grafen Buol
durch den preußischen Gesandten eröffnet, daß „der Prinz von Preußen in keiner
Weise wünsche, die Rastatter Frage mit dem tiefeinschneidenden Antrag Österreichs
in Verbindung gesetzt zu sehen". Als ob die Wahrung des deutschen Besitzstandes
nicht eine selbstverständliche Pflicht aller deutschen Länder gewesen wäre!

Und nun drängte Bismarck auf Abstimmung, in der Preußen, wie vorauszusehen
war, unterlag. Jetzt stellte er bei seiner Regierung den Antrag, wegen
Verletzung Preußens im Bundesrat zu protestieren, aber Manteuffel ging darauf
nicht ein und begnügte sich mit einer derben Note nach Wien. Auf diesen Ton,
erwiderte Buol, könne er nicht antworten, ohne neue Aufregungen hervorzurufen.
Darauf wurde ihm grob erwidert, daß man ja auch schweigen könne, „aber
darüber, ob man uns am Handeln wird hindern können, wird
nicht auf dem Wege diplomatischer Depeschen entschieden". Das
war eine Drohung mit offener Gewalt in dem Moment, als dem Deutschtum im
Süden der welsche Feind schon nahe war. Nun gab Österreich nach und schlug
vorläufige Sistierung aller weiteren Schritte vor. Dem wurde am 23. Dezember
1858 entsprochen, und das Jahr ging mit einem diplomatischen Waffenstillstand
zu Ende.

Das neue Jahr brachte die Ankündigung des italienischen Krieges. Infolge der
Ereignisse in Italien wurde Rastatt in Kriegszustand versetzt, verproviantiert und
mit voller Kriegsbesatzung ausgerüstet. Österreich verlor den Krieg, weil Preußen
pflichtwidrig zu Hause blieb. Infolge des Friedensschlusses von Villafranca
(12. Juni 1859) wurden die Rastatter Maßnahmen rückgängig gemacht. Die
direkten Verhandlungen zwischen Österreich und Preußen führten zu dem Ergebnis
einer Vereinbarung, auf Grund deren am 28. Juli 1859 ein Antrag beider
Großmächte in der Bundesversammlung eingebracht wurde. Danach sollte fortan
die Friedensbesatzung wenigstens 12 000 Mann (Baden hatte 16 000 Mann beantragt
) betragen und Preußen mit etwa einem Drittel der Gesamtstärke beteiligt
sein. Österreich sollte die Hälfte, Baden ein Sechstel stellen.

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