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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 56
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0068
Geisterbanners. Zunächst betupfte er mit einem Rußlappen alle Eier, so daß sie
einen schwarzen Punkt hatten. Darauf nahm er einen langen Backbesen, den er in
der Nähe des Backofens fand, und fuhr mit großem Lärm an den verschlossenen
Fensterläden vorbei rings um das Haus herum. Darauf ging er in das Haus hinein,
sagte, daß die Hexe nun gebannt wäre, und fragte, ob sie das Geräusch gehört
hätten. Er stellte fest, daß die Eier ihre Wirkung getan hätten, da sie alle einen
schwarzen Fleck trügen. Die Eier aber müßten nun vernichtet werden. Die Leute,
denen die Sache sehr naheging, wollten die Vernichtung der Eier nicht übernehmen
und baten ihn, die Sache selbst zu tun. Gerne willigte er ein, wollte aber die Eier
lieber mitnehmen und dies zu Hause besorgen. Die Eier haben ihm sicher gut geschmeckt
. Ein boshafter Knecht der Nachbarschaft, der auch dem Geisterbanner
zugesehen hatte, trieb ab und zu einen Schabernack mit den ängstlichen Bewohnern
des betreffenden Hauses. Sie ließen den Hexenbanner abermals holen und berichteten
ihm über das Hexentreiben. Er glaubte, daß es nur daher kommen könne, daß
bei seiner letzten Inbeanspruchung jemand zugesehen hätte; denn in diesem Falle
sei jeder Bann machtlos.

Von einem Zauberer berichtet uns eine Erzählung: Ein Ettenheim-
w e i 1 e r e r hatte in Ettenheim einen Schaltkarren gestohlen. Der Besitzer ging
zu dem Grafenkolbi nach Freiamt. Dieser sprach einen Zauber aus, und nach
einigen Tagen wurde der Karren in der Nähe des Hauses wieder gefunden.

Manche Hexen quälten als sogenannte „Schreckli" Menschen und Tiere.
Das Schreckli setzte sich dann gewöhnlich des Nachts auf die Brust seiner Opfer
und versuchte ihnen den Atem abzuschneiden. Von einem solchen wird uns erzählt.
In einem Hause war ein Knabe, der von einem Schreckli fürchterlich geplagt
wurde. Er magerte immer mehr ab, und seine Eltern fürchteten das Schlimmste.
Da gingen sie zu dem Hexenmeister Huber in Ettenheim, der ihnen Hilfe versprach
. Er kam und räucherte ihnen das Haus aus mit Teufelsdreck, einem Mittel,
das er in der Apotheke kaufte. Das Schreckli ließ nicht ab. Der Knabe wurde
immer kränker. Da sagte er ihnen ein anderes Mittel. Der Knabe sollte eine
Schweineblase mit seinem eigenen Wasser füllen und sie ins Kamin hängen. Wenn
die Blase eingetrocknet wäre, so müßte die Hexe sterben.

Manche Sage erzählt von den Toten, die keine Ruhe finden und da und dort
„spuken". Man sagt, wer viel gefrevelt hat im Leben, der suche nach seinem Tode
seine Tat zu sühnen. Manchmal genügt nur ein Vaterunser, um dem Geist endgültig
seine Ruhe zu geben. So bezeichnen alte Leute noch die Umgebung der
„Krizbruc k", eine Brücke am hinteren Ende des Münstergrabens, wo
die alte Straße auf den Streitberg führt, als „Geisterplatz". Von ihm
wird erzählt: An dr Grizbruck hinte duets als immer noch geistere. Dr Geist, wu
dert umgoht, het als im Kloster geistert. Do henn sie noch zue Klosterszitte e
Kapuziner kumme lo, der het n in si Kapuz nie bannt un ne and Grizbruck hinteri
trage. Dert soll er als immer no umgoh. Der Fuchse Karl isch au emol no Schweig-
huse gefahre un het Mehl hinteri due. Sisch arg spoht gsi, wu er widr heim isch.
Un wie er an dr Grizbruck verbeigfahre isch, hets grad zwelfi gschlage. No henn

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