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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 58
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0070
gewahrte darin einen jungen Kerl, der eine Kerze in einen ausgehöhlten Kürbis
gestellt hatte und so die Leute „fürchtig" machte.

Der streitbare Prälat des Klosters Ettenheimmünster, Dr. Johannes Eck, soll
nach Aussagen alter Leute noch viele Jahre nach seinem Tode immer noch da und
dort erschienen sein. Sein energisches Regiment in der Verwaltung des Klosters
wurde vielfach als Härte empfunden. So soll er des öfteren noch erschienen sein,
um von seinem Unrecht erlöst zu werden. Besonders war sein Erscheinen auf dem
Streitberg gefürchtet. Dort hatte er zu Lebenszeiten manchen Streit ausgefochten.
Von einem „falschen Eck" wird erzählt: Der Pflingsthofbauer kaufte vor
etlichen Jahren einmal ein „Immenvolk" (Bienen) bei einem Manne des Münstertales
. Eines Abends nun wurde der Bienenkorb verschlossen und in einen
Handkorb getan und mit einem älteren Leintuch gut zugedeckt. Nun trugen die
beiden Söhne des Münstertälers den Korb hinauf auf den Pflingsthof und lieferten
den Inhalt dort ab. Nach einem Vesper ging es wieder der Heimat zu. Es war
gegen 12 Uhr gewesen, als sie den Streitberg erreichten, auf dem gerade eine Hochzeit
gefeiert wurde. Den beiden jungen Leuten war das Tragen des Korbes zu umständlich
, und sie teilten ihre Last so, daß der eine den Korb über den Kopf
stülpte, der andere aber das Leintuch um seine Schultern hing. So ging es am Gasthof
zum Kreuz vorüber, aus dem gerade jemand heraustrat. Wie entgeistert starrte
dieser den jungen Mann in seinem Leintuch an, eilte ins Haus und verkündete, der
gefürchtete Prälat Eck ginge wieder einmal um. Plötzlich riß man die Fenster auf
und schloß sie auch ebenso schnell wieder, nachdem man das angebliche Gespenst
beobachtet hatte. Totenstille herrschte unter der vorher so fröhlichen Hochzeitsgesellschaft
, nur leise Vaterunsergebete konnte man noch draußen hören. Die
Kunde von dem angeblichen Auftreten des gefürchteten Prälaten vernahm man
da und dort, und mancher, den abends sein Weg über den Streitberg führte, ging
eiligeren Schrittes an der unheimlichen Stelle vorbei.

Eine besondere Gestalt ist im Münstertale der sogenannte „heidnische Jäger",
der ehedem den heiligen Landolin, einen irischen Missionar, der das Christentum
in das stille Tal brachte, getötet haben soll. Die DeckengemäldederLan-
delinskirche erzählen heute noch diese Geschichte dem jetzt lebenden Geschlechte
in seiner leuchtenden Farbenpracht. Auch er soll bis heute noch nicht
Sühne gefunden haben von seinem Verbrechen. Von seinem Erscheinen erzählt ein
alter Mann: Sisch schu lang her, daß dr heidnisch Jägr glebt het. Er isch Oberjägr
uf drGysenburg gsi. D Gyseburg isch dert obe gschdande am Säggraben,
wu mr hit noch Stei dervu sieht. Sie het am ä Graf ghert, der het Gysokus
gheiße. Dr Oberjägr het im ganze Revier gjagt und isch au vil ins Münstertal ra
kumme. Er het immer zwei große Hund bi sich ka. Wuner emol wiedr ra kumme
isch, het er de heilig Landelin dert gfunde, wie er so viel Tiärle um sich versammlt
ka het. Do het er e Wuet bekomme un het em Landolin dr Kopf ra ghaue. Sitter
sim Tod soll er jetz im ganze Bann umgoh, bsunders in dr Landelinswoch (Woche
vor oder nach dem 21. September). In dene Nächt isch er schu vielmol durch d
Lüfte zöge, mr hörts als em Hundegebell. Es sust und brüst als arg, wenn er
durch die Lüfte zieht. Dr Schrinner Wilhelm vun M ü n i c h w i r het als verzeih,

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