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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 73
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Kraft Adolf Otto stellvertretend handeln. Diese drängte auf Beschleunigung des
Rechtsvorgangs, aber es dauerte immer noch zwei Jahre, bis die Inbesitznahme
offiziell erfolgen konnte. Noch lagen Ordnung und Sicherheit darnieder, noch
durchstreiften zügellose Landsknechtshaufen die Gegend.

Endlich, 1636, war es soweit, daß die Huldigung erfolgen konnte. Im August
dieses Jahres wurden die noch vorhandenen Bauern der Herrschaft, nämlich die
aus den Vogteien Prinzbach, Schuttertal, Schönberg, Seelbach, Reichenbach und
zum halben Teil von Berghaupten, nach der Burg entboten. Dort, im unteren
Vorhof, unter einer Linde, wurde „die Herrschaft Geroldseck mit allen ihren
Leuten und Gütern, wie sie der letztverstorbene Lehensinhaber Jakob von Geroldseck
innegehabt, genutzt und genossen ... dem Wohlgeborenen Grafen Otto, Herrn
zu Cronberg, weiland Herrn Grafen Adam Philippsen zu Cronberg hinterlassenen
ehelichen Sohn kraft seiner darauf erlangten Expectanz eingehändigt und übergeben
", und zwar durch Friedrich Otto Fabri, kaiserlichen geschworenen Notarius
und gräflich Cronbergischen Amtsverweser. Die vormalige Dienerschaft wurde
größtenteils entlassen. Im Amt blieben der Wachtmeister (Burgvogt) auf Hohen-
geroldseck, der Forstmeister und der Jäger, da diese nicht so leicht zu ersetzen
waren. Ihnen wurde aufgetragen, ihrer früheren Herrin Anna Maria innerhalb
14 Tagen aufzukündigen. Dann wurden sie auf den neuen Herrn verpflichtet.
Damit war der Ubergang der Herrschaft Geroldseck an das Haus Cronberg vollzogen
, und es blieb abzuwarten, was die Zukunft bringen würde.

Der neue Herr

Um 1650 muß Kraft Otto Adolf für mündig erklärt worden sein und die
Regierung selbst übernommen haben. Sein voller Titel lautete jetzt: Graf von
und zu Cronberg, Hohengeroldseck und Falkenstein, Herr zu Poritschen, Barbey,
Floerchingen und Abenheim. 1653 heiratete er die Gräfin Maria Francisca von
Oettingen. Ob das Paar seinen Wohnsitz im Geroldseckischen nahm, ist ungewiß.
Sie scheinen sich zunächst auf dem Gut Poritschen in Böhmen aufgehalten zu
haben. Das erste Kind kam in Villingen zur Welt; es starb vier Wochen nach
der Geburt.

Als Maria Francisca einige Jahre später bei dem Churfürsten Wilhelm, Erz-
bischof von Mainz, die Scheidungsklage einreichte, ist in dem Schreiben mehrmals
von dem „insgemein bekannten ganz furiosen humor" des Grafen die Rede, der
sich in Toben, Fluchen und Sakramentieren äußere. Und er hat offenbar seltsam
Haus gehalten, der Graf von Cronberg, seiner näheren Umgebung das Leben
zur Hölle gemacht und mit allen Nachbarn in Streit gelegen. Was an diesem
„furiosen Humor" schuld war: die persönliche Veranlagung, die Zeitumstände,
die Mutter, die ihrem Einzigen offenbar jeden Willen ließ, das wird sich heute
schwer gegeneinander abwägen lassen. Am besten, man greift zu den äußeren
Tatbeständen, die seine Regierungszeit im Geroldseckischen bestimmten, und diese
waren freilich alles andere denn erfreulich.

Noch hatte das Ländchen an den Folgen des Krieges zu leiden. Langsam nur
waren die Abgaben und Zehntlieferungen wieder in Gang gekommen, viel zu

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