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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 75
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Innsbruck, um durch dessen persönliche Vorsprache bei der vorderösterreichischen
Regierung die Sache voranzutreiben. Es wurde nicht viel erreicht, die Verhandlungen
gingen in der alten Weise weiter, und man geht wohl nicht fehl, wenn man
annimmt, daß Habsburg die Haltung ihres Lehensträgers billigte und insgeheim
damit einverstanden war.

Ärger und Verdruß brachte die Sache dem Herrn von Cronberg auch so genug.
Sie verbrauchte jedenfalls seine Kraft und seine Zeit und hinderte ihn an einer
fruchtbaren Arbeit für sein kleines Reich. Amtmann im Geroldseckischen war
damals Pistorius von Nidda. Er muß es mit seinem Herrn nicht leicht gehabt
haben, andererseits genoß er dessen Vertrauen, denn der Graf überließ ihm über
eine lange Amtszeit hin die Durchführung der mannigfachen außenpolitischen
Gefechte.

Am schwersten aber hatte es mit dem unruhigen, immer aufgeregten Mann
seine Gemahlin. Dem Inhalt der Scheidungsklage nach muß er ihr mit seinem
„furiosen Humor" das Leben zur Hölle gemacht haben. Alles, was einer Frau
in einer unglücklichen Ehe Böses widerfahren kann, ist darin anzutreffen: Schimpfworte
, Mißhandlung, Bedrohung an Leib und Leben (in seinem Zimmer hätten
„die fertig gehaltenen Pistolen" gelegen), unterstellter Giftmordversuch (das Gift
habe ihm „ein frembder Italiener" verschafft). Der schlimmste Vorwurf aber, der
ihm gemacht wird, ist der, daß er durch sein unsinniges Verhalten den Tod der
beiden Kinder im Säuglingsalter verschuldet hat. Wenn auch nur ein Teil von dem,
was die Scheidungsklage vorbringt, wahr ist, dann scheint die Behauptung glaubhaft
, daß die Gräfin an der Seite ihres Gemahls „bald keinen Tag ohne die
Vergießung vieler heißer Zähren verbracht hat".

Verwunderlich ist nach all dem, daß der Graf noch ein zweites Mal zum
Heiraten kam. Als alternder Mann ehelichte er 1687 die Charlotte von Sayn und
Wittgenstein, und diese zweite Frau muß ihn dann überlebt haben. Möglich, daß
sich sein furioser Humor mit der Zeit etwas gelegt hat. Ein anderes aber ist sicher:
die Zeit des Grafen Kraft Adolph von und zu Gronberg, Herrn zu Geroldseck,
zu Poritschen, zu Barbey usw., ist ein wenig erfreuliches Kapitel in der Geroldsecker
Geschichte.

Wilder Grenzstreit — Der Flaschenkrieg
1671

Eines der bezeichnendsten Ereignisse der cronbergischen Zeit ist der erbittert
durchgeführte Grenzstreit zwischen der Herrschaft Geroldseck und der benachbarten
Herrschaft Lahr. Die Beziehungen zwischen den beiden Herrschaften waren in
verschiedener Weise belastet. Ein alter Erbschaftsstreit, der im 15. Jahrhundert
durchgefochten wurde, als Lahr-Malberg, die sogenannte untere Herrschaft, nach
Aussterben der Linie Geroldseck-Lahr im Mannesstamme über die Frauenseite an
die Grafen von Mörs-Saarwerden kam, gehörte der Vergangenheit an. Doch
datieren die Gegensätze bis in diese Zeit zurück. Im Zuge weiterer Verschiebungen
befand sich Baden-Durlach als Pfandherr seit 1659 im Besitz der Herrschaft Lahr,

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