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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 84
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0096
von der Leyen die Regelung der Angelegenheit eifrig beim Wiener Hof betrieb.
Ob daraufhin Verhandlungen mit Baden-Durladi geführt wurden, ließ sich nicht
feststellen. Jedenfalls kam man in Wien und Innsbruck bald zu der Erkenntnis,
daß „besagter Markgraf in gutem nit weichen wird", und so entschloß man sich,
die Angelegenheit mit Gewalt durch einen Handstreich zu bereinigen.

Die Aufgabe wurde dem Herrn von Neveu übertragen. Ihm wurden 250 Mann
des eidgenössischen Regiments samt Offizieren zugewiesen, da man keine „Craiss-
völker" gegen einen „craissangehörigen" Fürsten einsetzen wollte. Diese Truppe
marschierte Anfang April 1697 unter militärischer Führung des Marschall-Lieutenants
Herrn von Fürstenberg über den Schwarzwald und stand um den 6. April
bei Zell, wo auch Baron von Neveu Quartier bezog. Da noch Franzosen in der
Nähe lagen, mußte mit einiger Vorsicht operiert werden. In der Herrschaft Geroldseck
konnte es indessen nicht lange verborgen bleiben, daß etwas Ungewöhnliches
im Gang war, und so machten sich von der dortigen Verwaltung Hofrat
Scheid und Landschreiber Vinther auf den Weg nach Zell. Bereits auf dem Schön-
berg merkten sie, „was die Glock geschlagen", denn das österreichische Militär
stand bereits bei Biberach. Sie konnten nur die Aufforderung entgegennehmen,
die Stäbe Reichenbach, Seelbach und Schuttertal dem Herrn von der Leyen gütlich
einzuräumen, und kehrten, die kommenden Dinge erwartend, nach Dauten-
stein zurück.

Uber die nun folgende „Occupation der Herrschaft Geroldseck" lassen wir am
besten die Akten sprechen und geben auszugsweise den Bericht des Hofrats Scheid
vom 9. April d. J., geschrieben in Badenweiler. Er lautet:

„Es ist also er, von Neveu, mit den Truppen endlich in die Herrschaft ein-
gerücket, alle drei Stäbe mit Mannschaft besetzt, von einem in den andern
Selbsten geritten, Euerer Durchlaucht Jurisdiktionssäulen umhauen, die Wappen
abreißen lassen, den Virgilium Rothen in jedem Stab den vorhandenen wenigen
Untertanen als den Amtmann vorgestellt und, die er angetroffen, zum Hand-
gelübd namens des von der Leyen genötigt, auch erhaltener Nachricht nach einige
aus dem Schuttertal, die sich opponiert, gefangen wegführen, inzwischen das
verschlossene Schloß Dautenstein, darin wir gelegen und auf Begehren nit öffnen
wollen, mit Gewalt aufhauen lassen, ohnerachtet meines abermaligen Prostestierens
gegen diese offenbare Gewalt und harten Zuredens, daß wir in der Güte nit
weichen, er endlich am Schloß dero Wappen durch Soldaten abreißen lassen und
darauf den Virgilium Rothen, dem ich im Beisein des Herrn von Neveu zu verstehen
gegeben, was er noch zu gewärtigen habe, daß er sich gegen einen so vornehmen
Fürsten brauchen lasse, die Possession desselben zuletzt eingeräumt und
endlich mit der Anzeige, daß, wo wir nicht weichen, man uns mit Gewalt austreiben
würde, davongezogen.

Welches alles wir dann, so wir auch schon ettliche hundert Bauern gehabt
hätten, denen Soldaten nicht verwehren konnten und es haben geschehen lassen
müssen. Und haben wir endlich, weilen man uns bei weiterer Renitenz von Seiten
des kommandierenden Offiziers Gewalt und Beschimpfung angedroht, ich und
Landschreiber Vinther uns noch selbigen Abend nach Lahr aufgemachet. Mithin

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