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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 90
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Lahr festgehalten wurde. Der Markgraf war jetzt auch gewillt, den Rentmeister
mit einer entsprechenden Erklärung und nach Zahlung der restlichen Verpflegungskosten
freizugeben. Aber das wollte Herr Schmelzer wieder nicht, denn sein
unfreiwilliger Aufenthalt beim Sonnenwirt war allmählich hoch ins Geld gelaufen.
Vielleicht war er auch bereits in einen Plan eingeweiht, den man in Freiburg
ausgeheckt hatte und der darauf hinauslief, den Rentmeister kurzerhand aus Lahr
zu entführen. Es sollte ein kleines Husarenstück werden, und damit bekam die
Sache eine dramatische Note. Sie nahm dann folgenden Verlauf:

Am 2. April 1716 machten sieben Reiter vor der Sonne in Lahr halt. Sie
führten ein unbemanntes Handpferd mit, bestellten eine Maß Wein und tranken,
immer im Sattel bleibend, etliche Gläser. Lassen wir jetzt aber die Akten sprechen.
Sie berichten anschaulich, was weiter an jenem zweiten April vorgegangen ist.
Wir lesen: „. . . bei derer (der Reiter) Erblickung hat er, Schmelzer, seinen Mantelsack
unter den Arm genommen, ist die ober Trepp hinuntergegangen und in
vollen Sprüngen also der unteren Treppe zugelaufen, daß er die ihm entgegenkommende
Wirtin schier über einen Haufen gerannt hätte, auch sogleich auf das
Handpferd gesessen und unter Begleitung der sieben obgedachten Personen in
vollem Lauf zu dem Vogtstor hinausgeeilt, allwo indessen ungefähr fünfzig Schritt
vor dem Tor zwölf Grenadiers, so ganz weiß gekleidet und rote mit weißen
Schnüren besetzte Kappen aufgehabt, sich eingefunden, die, sobald sie diese
sämtlich reitenden Personen zurückkommen sehen, gleichbalden die Bajonett aufgepflanzt
, die Hahnen gezogen, den Rentmeister in die Mitte genommen und was
sie nur erlaufen können, etwa etliche hundert Schritt bis an des Syndikus Kriegers
Garten mit ihm fortgeeilt, woselbsten noch mehrere Grenadiere zu ihnen gestoßen
und sogleich ihren Weg auf den sogenannten Burkhart-Wald und längs dem Wald
Dautenstein zu marschiert."

Währenddessen war es in Lahr lebendig geworden. Die Sturmglocke ertönte,
die Bürger liefen teils von den Feldern und Rebbergen, teils vom Mittagessen
weg zusammen und setzten den Flüchtlingen mit „Rohren, Brügeln, Stangen und
vielerei Instrumenten" bewaffnet nach, konnten aber nicht mehr an sie herankommen
, da diese die Grenze des Lahrer Territoriums bereits überschritten hatten, und
kehrten „in ziemlicher Confusion" in die Stadt zurück. Dort gab es ein aufgeregtes
Fragen den ganzen Nachmittag. Wie war das nur möglich gewesen? Wer hatte es
zuerst gesehen? Wo kamen die Reiter her? Wie konnten sie durchs Tor entkommen?

Da tauchte der Hirt mit der Herde beim Vogtstor auf. Er hatte nahe beim
Kuhbacher Bann geweidet und heute früher als sonst heimgetrieben, denn er
brachte wichtige Nachrichten. Hatte er doch mit der andern Partei gesprochen
oder vielmehr: diese mit ihm. Es sei nämlich der Geroldsecker Amtmann Solaty
samt einem Reiter und dem Rentmeister zu ihm hergeritten. Solaty habe ihn
gefragt, ob er den Rentmeister kenne. „Ei, habe er, der Hirt, gesagt, das sei
ein Lahrer Bürger, den kenne er wohl." „Ein Lahrer Bürger", habe der Solaty
lachend ausgerufen, „einmal gewesen, aber jetzt nimmer!" Und dann hätten sie
noch davon gesprochen, wie gut es „abgeloffen". Und wenn es nicht so gelaufen
wäre, dann hätten in Dinglingen noch 500 Mann für alle Fälle gelegen, und der

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