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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 94
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sammen die Residenz. Unmittelbar von herrschaftlichen Gütern umgeben, mit
Wirtschaftsgebäuden, Fischwasser und großem Obstgarten am Eingang des lieblichen
Tales sich erhebend, war es nach Aussage der Zeitgenossen „ein cöstlich
Gebäu", das einem regierenden Herrn zu Aufenthalt „wohl dienen konnte". Es
sollte bis 1775 endgültig ausgebaut und überholt sein, um jetzt voll bezogen zu
werden. Da brach in der Schreinerei ein Brand aus, dem das schöne Bauwerk zum
Opfer fiel. Ein Unstern schien über diesem Schloß zu stehen, und es sieht wie eine
tragische Beziehung aus, wenn man daran erinnert, daß es zur Zeit Anna Marias,
der letzten Geroldseckerin, zum ersten Mal ausbrannte, und jetzt, da Maria
Anna die vormundschaftliche Regierung übernahm, zum zweiten Mal in Rauch
und Flammen aufging.

Von Maria Anna ist übrigens zu sagen, daß sie dem Ländchen viel mütterliche
Sorge zuwandte. Sie suchte den Bildungsstand seiner Bewohner zu heben, indem
sie die Schulpflicht und eine richtige Schulordnung einführte, sie richtete eine
Apotheke in Seelbach ein — der erste Apotheker, Lögler, kam von Schuttern,
hatte dort als Junggeselle die Klosterapotheke geführt und ehelichte bei Übernahme
der Apotheke in Seelbach die Witwe des verstorbenen Ettenheimer
Apothekers Sutter —, sie zeigte sich hilfsbereit und mildtätig, so daß ihr Name
mit Ehren in der Geschichte des Geroldsecker Ländchens zu nennen ist.

Welt im Umbau — Vom Grafen zum Fürsten

Mit der großen Revolution in Frankreich und dem Waffenlärm der Koalitionskriege
geht das Jahrhundert zur Neige. Es folgt der staatliche Umbau am Mittel-
und Oberrhein, die Verringerung der Kleinstaaten in Deutschland, der Ländertausch
, die Entschädigungsverhandlungen. Die von der Leyen versuchten bei
mancherlei Gebietsverlusten, auch einigen Nutzen aus der Entwicklung ziehen zu
können. Die Zeit schien nicht ungünstig für einen Ausbau und eine Abrundung
des Geroldsecker Ländchens zu sein. Da lag Wittelsbach, vormals der Abtei Etten-
heimmünster zugehörig, ein Ort alten Rechtsstreits, ganz von Geroldsecker Gebiet
eingeschlossen, jetzt mit dem gesamten Klosterbesitz an Baden-Durlach gekommen.
Sein Erwerb würde hier eine Lücke schließen; vielleicht ließ sich mit dem neuen
Herrn ins Geschäft kommen. Man wußte, daß Kurbaden mit dem Gewinn an
Land auch die Schulden und Verpflichtungen der vormaligen Besitzer übernommen
hatte und alle seine Kräfte zusammenfassen mußte, um diesen Verpflichtungen
nachzukommen. Im Bericht des Oberamts an den gräflichen Herrn heißt es: „Da
das Kurhaus Baden durch die angetretenen Schulden und Pensionen dermal im
Gedränge ist, allerorten Gelder aufzunehmen und Güter zu verkaufen, so halte
ich den gegenwärtigen Augenblick für den günstigsten, den Ort Wittelbach zu
erkaufen." (Schreiben vom 21. Juni 1804.) Umgehend erhielt das Oberamt den
Auftrag, bei den badischen Behörden in der Sache zu sondieren. Man suchte diesen
dabei klarzumachen, daß ein Verkauf von Wittelbach „als einem von der
hiesigen Grafschaft ganz eingeschlossenen, mithin von dem übrigen kurbadischen
Gebiet abgeschnittenen Ort" auch in badischem Interesse liegen müsse. Die ver-

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