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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 95
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handelnden Herren aber (von Roggenbach und Bausch in Mahlberg, Hofrat Reich
in Ettenheimmünster) hatten badischerseits die klare Anweisung: Land nie gegen
Geld, nur im Tausch gegen anderes Land oder gegen Realwerte! So wurden
geroldseckerseits nach und nach ins Geschäft gebracht: verschiedene Koppelweiden,
dann die Jagd in den vier Riedbännen, der Salmenfang, der Entenfang, die
Nonnenmacherei und die Goldwäscherei. Klang das nicht großartig: Salmenfang,
Goldwäscherei! Aber die badischen Amtsleute schüttelten dabei nur klug lächelnd
die Köpfe. Sie wußten, daß dies nur leere Hülsen waren, Rechte, die auf dem
Papier standen, im übrigen aber der Vergangenheit angehörten und „seit undenklichen
Zeiten" nicht mehr ausgeübt wurden. So ließ die badische Verwaltung dem
Herrn von der Leyen bedeuten, von solchen Vorschlägen Abstand zu nehmen.
Damit waren die Verhandlungen festgefahren. Sie wurden drei Jahre später noch
einmal aufgenommen. Der Wolfersbacher Wald stand jetzt als Gegenwert im
Angebot, und Baden schien dafür einiges Interesse zu haben. Aber auch diesmal
kam es zu keinem Ergebnis. Wittelbach blieb badisch.

Inzwischen war die Entwicklung weitergeschritten. Napoleon, jetzt Kaiser,
arrangierte sich mit dem Adel und den Fürstlichkeiten alter Tradition. Die
Schaffung des Rheinbundes bedeutete praktisch die Auflösung des alten Deutschen
Reiches. Die Rheinbundstaaten folgten der französischen politischen Konzeption.
Napoleon verstand es, den Herren klarzumachen, daß seine Unternehmungen
auch in ihrem Interesse lagen. Wieder wurden Landesteile verschoben, Titel
Ämter und Würden vergeben. Im Zuge dieser Entwicklung, unterstützt von einflußreichen
Gönnern, wurde aus dem Grafen Philipp Franz von der Leyen der
Fürst von der Leyen, sein kleines Ländchen wurde zum Fürstentum, „fürstlich"
wurde das Geroldsecker Oberamt, und als eine Art Kuriosum, als kleinster der
Rheinbundstaaten, ging Geroldseck in die Geschichte ein. So fiel zum Schluß,
kurz bevor es als staatliches Gebilde von der Karte verschwand, der Glanz der
Fürstenherrlichkeit auf das kleine Reich. Die Wirklichkeit aber ließ diesen Glanz
ziemlich trübe erscheinen. Mit den andern Rheinbundstaaten in die politischen
Ziele Napoleons einbezogen, sollte es seinen materiellen Beitrag dazu leisten und
auch sein Kontingent an Soldaten stellen.

Auf dem Fürstentag in Frankfurt wurden die Anteile der einzelnen Rheinbundstaaten
ausgehandelt. Ein seltsames Treiben herrschte damals in dieser Stadt.
Während mit allem Prunk und Pomp die Fürstlichkeiten in ihren Kutschen durch
die Straßen fuhren, ihre Gesandten und Räte geschäftig hin und her eilten, die
höfische Etikette peinlich genau befolgt wurde, sammelten sich bereits neue Wetterwolken
am politischen Horizont. Man zählte das Jahr 1806. Die Auseinandersetzung
Napoleons mit Preußen stand bevor. Die Rheinbundfürsten sollten
beschleunigt ihre Kontingente aufstellen und damit dem Kaiser Gefolgschaftstreue
beweisen.

Fürst von der Leyen, den die Zeitumstände bereits mehrmals nach Paris geführt
hatten, weilte jetzt öfters in Frankfurt und hatte sein Logement im „Weidenbusch"
aufgeschlagen. Als Gesandter vertrat Baron von Hertwick die Geroldsecker Sache,
Gesandtschaftsrat war vermutlich ein Herr Schaller, während der Sohn des Ober-

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