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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 130
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unheimliche Lärm erneut ein und hielt bis zur ersten Stunde des neuen Tages an.
Erst dann trat Ruhe ein, und wer zu dieser Zeit nochmals nach dem Vieh sah,
fand es in Schweiß gebadet und mit Schaum vor den Mäulern.

Es kam jedoch auch vor, daß die Tiere sich im Futtergang befanden und das
dort liegende Futter auffraßen, obwohl sie niemand im Stall losgebunden und
die Tür zum Futtergang geöffnet hatte.

Der Teufel in der Mägdekammer des Mühlsteinhofes

In jenen Jahren soll es sich auch ereignet haben, daß eine Magd vom Mühlstein
von ihrem Bauern freibekam, um zum Kirchweihtanz in der „Stube" in Nordrach
zu gehen, wo sich damals, wie heute, das junge Volk am letzten Sonntag im
August zum Vergnügen trifft. Da das Mädchen nicht allein zum Tanze gehen
wollte, fragte sie den Knecht Sepp vom Nachbarhof, ob er sie an diesem Tage
zum Tanze führen wolle, erhielt aber einen abschlägigen Bescheid. Sie ging daher
allein. Gegen Mitternacht machte sie sich das Schanzenbachtal hinauf auf den
Heimweg nach dem Mühlstein. Oberhalb des Schanzenbauernhofes ging plötzlich
der Sepp neben ihr her. Sie rief ihm zu, weshalb er denn nicht mit ihr zum
Kirwetanz gegangen sei, und wo er jetzt so plötzlich herkomme, denn sie glaubte,
er wäre bei einer andern gewesen, die ihm besser gefiele, da sie ihn den ganzen
Nachmittag und auch abends im Tanzsaal nicht gesehen hätte. Der Sepp aber
gab ihr keine Antwort, sondern ging stumm neben ihr her talaufwärts dem Mühlstein
zu. Die Magd hatte nichts dagegen, daß er sie auf ihre Kammer begleitete.
Hier sprach er zum ersten Mal. Er setzte sich auf einen Stuhl und bat sie, ihm
die Schuhe auszuziehen, da ihm dies immer so schwerfalle.

Die Magd tat ihm diesen Gefallen. Doch wie groß war ihr Entsetzen, als aus
den Schuhen plötzlich behufte Ziegenfüße hervorschauten. Gleichzeitig bemerkte
sie auf der Stirn des Sepp auch die dem Teufel zugeschriebenen Hörner, und erst
jetzt erkannte sie, daß es gar nicht der Sepp, sondern der Leibhaftige selbst
gewesen war, der sie heimbegleitet hatte. Mit durchdringenden Schreien floh sie
aus ihrer Kammer und weckte den Bauern und das Gesinde. Mit geweihtem
Wasser und frommen Gebeten suchten diese den Teufel aus der Kammer zu vertreiben
, aber erst dem aus dem Kloster Gengenbach herbeigeholten Pater gelang
es am nächsten Tage nach langem Beten und Beschwören, den Teufel zu bannen.

Um vor diesem Treiben endlich wieder Ruhe zu bekommen, gelobten die damaligen
Eheleute und Besitzer des Hofgutes, auf dem Mühlstein eine Kapelle zu
erbauen. Sie selbst aber konnten das Gelübde nicht mehr ausführen. Auf ihrem
Sterbelager ließen sie sich von ihren Hoferben, dem Hofbauer Josef Erdrich und
dessen Ehefrau, das Versprechen geben, nun die Kapelle zu erbauen. Dieses Versprechen
hielten sie auch. Unmittelbar südlich neben dem großen Hofgebäude
ließen sie die Kapelle errichten, die im Jahre 1903 eingeweiht wurde. Vom
Tage der Einweihung an soll der Spuk schlagartig aufgehört haben.

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