Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 162
(PDF, 61 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0174
dem Markt gar abgewiesen. Da sich beim Amt zu Willstätt allein 6000 K solcher
Münzen an Gewicht anhäuften, bat der Amtmann unterm 27. November 1624
um Regelung. Übrigens sollte man sich, wie das Protokoll der 21er berichtet,
draußen an den Straßburger Dreibätznern auch stoßen.

Die unmittelbare Folge dieser Reform für die Willstätter Münze läßt sich leicht
begreifen. Sobald der Betrieb in normalen Bahnen geführt werden mußte, war das
ganze Unternehmen so gut wie lahmgelegt. Dennoch wurde es noch ein ganzes
Jahr in Gang gehalten. Aber Münzmeister Thoma hatte mit den größten Schwierigkeiten
zu kämpfen; denn er war der Landeskasse gegenüber stets im Vorschuß
gewesen, und seine Forderungen an dieselbe waren zeitweise von bedeutender
Höhe. So scheint die Münze schon vor dem Tode Johann Reinhards und dem
Abgang Thomas ihre Tätigkeit eingestellt zu haben.

Die Willstätter Kirchenbucheinträge 1622/26 melden die Familien zweier Schlosser-
gescllen in der Münz und den Münzschreiber. Im Sommer 1626 brachte Oberamtmann von
Ossa die Errichtung einer „Bergwerksmühle" in der stillgelegten Münze in Vorschlag.
Unterm 15. August 1632 gewährte der kaiserliche Generalwachtmeister Graf Ernst von
Montecucoli der Münze einen Schutzbrief. 1636 war der Wasserbau am Zufluß der Kinzig,
welcher „das Streckwerk bey der Müntz getrieben", zusammengefallen.

Graf Johann Reinhard I. von Hanau starb den 19. November alt. Kai. 1625
auf Schloß Lichtenberg und wurde in der Gruft daselbst beigesetzt. Die Sucht, auf
großem Fuße leben zu wollen, die ihn ohne Bedenken zu leichtfertigen Schenkungen
und grenzenlosem Schuldenmachen verleitete, das Ausarten in Völlerei
und die Alchemie zeigen ihn als Vertreter seines Jahrhunderts und seien zu seiner
teilweisen Entschuldigung herausgestellt.

Der Sohn, Graf Philipp Wolf (Wolfgang), erklärte am 22. November unter
Protest vor seinen Räten, bei der vielfachen Überschuldung des Landes, die Herrschaften
und Güter in der Nachfolge nur cum beneficio inventarii
antreten und nach diesem kaiserlichen Recht seine Zuflucht
nehmen zu wollen. Sollte sich die Schuldenlast höher als die
Verlassenschaft erweisen, wollte er über dem beneficio inventarii nichts bezahlen,
auch sich der auf den lehnbaren Herrschaften, Ämtern, Dörfern und Gütern
stehenden Beschwerden keineswegs unterfangen, weniger noch die darauf verwiesenen
übermäßigen Schenkungen, wodurch die Grafschaft an Gefällen und
Renten sehr geschmälert worden, gutheißen, sondern für kraftlos widerrufen. Allen
Amtleuten ging der Auftrag zu, durch die Stadt- und Gerichtsschreiber unter Zuziehung
der Gerichtsschöffen als Schätzer, Inventare über Einkommen, Liegenschaften
, Fahrnisse und Schulden der Ämter fertigen zu lassen (Willstätter Amtsinventar
1626). Die im Amt Lichtenau durchgeführte Vermögensaufnahme ergab
eine mehrfache Überschuldung:

Summa aller geschätzten fahrenden Habe, Einkommen, Gefälle, Gülten und liegenden
Güter des Amtes 165 609 fl. 8 Bz 2 4 1 Heller.

Summa aller auf dem Amt stehenden Kapitalien, davon verfallenden Zinsen, auch

Wiederlosungen.......... 485 548 fl. 2 Bz

Es übertreffen die Schulden....... 314 538 fl. 6 Bz 5 4 1 Heller

(Amt Lichtenau Konv. 1).

162


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0174