Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 196
(PDF, 61 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0210
lieh gewesen, auf die Zeit Ihrer Abwesenheit Vollmacht erteilt und uns dabei
zugleich insbesondere gnädigst angewiesen, auch deren Gotteshaus und Zubehörige,
soweit es die Umstände nötig machen und gestatten werden, des Landes Schutz
durch Vorsorge und Verwendung genießen zu lassen. Wir eröffnen dieses mit der
Versicherung, daß wir uns auch dieses höchsten Auftrags bestens zu entledigen
aufrichtig bedacht sein und derselben (Frau Äbtissin) je nach Zeit und Umständen,
was etwa weiter für das Gotteshaus rätlich werden möchte, zeitlich jedesmal an
Hand geben werden!" Im folgenden Jahr verschlimmerte sich, wie oben bereits
angedeutet, die Lage, und darum nahm die Äbtissin Zuflucht zu den Regierungsbeamten
. 26. Juni 1796: „Da jetzt die Gefahr für das Land die größte ist, und
ich und mein Konvent bei dieser ängstlichen Lage nicht wissen, wenn, was und
wohin man flüchten solle, und wie man sich in An- und Uberfällen benehmen solle,
also bitte ich meine hochzuverehrenden Herren ganz gehorsamst, mich nach der
uns zu unserm untertänigsten Dank erteilten gnädigsten Zusicherung unseres
gnädigsten Schutzherrn und Kastenvogts bäldest hierin zu beraten und dabei mir
hochgeneigtest zu erkennen zu geben, ob ich hoffen dürfte, daß in unglücklichem
Fall bei einer unausbleiblichen Brandschatzung meine hochzuverehrenden Herren
mit dem Feinde wegen des Gotteshauses besonders zu traktieren die Gnade haben
werden, oder ob es besser wäre, das Gotteshaus ausdrücklich in der allgemeinen
Traktierung mit einzubegreifen." Darauf versicherte sie der Geheime Hofrat aller
möglichen Assistenz des Landesfürsten, erklärte aber zugleich, das Kloster in der
Fluchtfrage nicht beraten zu können, da man nicht wisse, welchen Weg die feindlichen
Truppen bei etwaigen weiteren Fortschritten in dem schwäbischen Kreis
nehmen würden (GLA Licht. 135).

Hier möge der Bericht der S. M. Rosa Meiling ein anschauliches Bild der Lage zeichnen:
„Relation alles dessen, was sich in unserm Gotteshaus beim Überfall der Franzosen Anno
1796 vom 29. Juni bis 21. August zugetragen hat. (LKLA Chronik Nr. 4 Kriegsrelationen.
Auszug.)

Nachdem den 24. Juni die französische Armee bei Kehl über den Rhein gesetzt, verbreitete
sich der Schrecken allsobald im ganzen Land und viele Hunderte, sowohl Edle als
Unedle, Reiche und Arme, flüchteten sich mit allem, was sie weiter bringen konnten, in
entferntere und sicherere Gegenden.

In diesen Tagen des Schreckens und Jammers machte auch unsere Hochw. Gnädige Frau
M. Thekla alle nur möglichen Vorkehrungen zum Besten ihres geliebten Gotteshauses,
sowohl was die Barschaft an Geld als auch an andern Habschaften betraf, um solche
soviel wie möglich in Sicherheit zu bringen; und als eine getreue und liebende Mutter ließ
sie den 25. Juni ihren lieben Konvent versammeln, versah jede von uns mit 30 Louis d'or
und überließ sodann jede ihrer eigenen Einsicht, im Gotteshaus zu bleiben oder bei annahender
Gefahr wo anders hin zu flüchten.

Was die Person unserer lieben Gnädigen Frau betrifft, an welcher einem löblichen
Konvent alles gelegen, glaubten wir einhellig, daß es nicht tunlich sei, eine so würdige
und geliebte Mutter der Gefahr auszusetzen, sondern ersuchten sie inständig, sich auf
einige Zeit an einen sicheren Ort zu begeben. — Nur sehr ungern gab sie den dringenden
Bitten des Konvents Gehör, da es ihr als einer zärtlichen Mutter schwerfiel, ihr Haus
und ihre Kinder zu verlassen. Doch hat sie sich endlich entschlossen, und so ist denn
unsere Hochw. Gnädige Frau, Frau Maria Antonia Thekla, den 29. Juni von hier nach
Forbach in Begleitung der S. M. Augusta Dannhauser abgereist und haben in Forbach in
der Krone logiert.

196


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0210