Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 200
(PDF, 61 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0214
Den 9. ist die Generäiin Madame de Securbe samt einem Offizier hier ins Quartier
gekommen und ist bei etlichen Gelegenheiten uns sehr nützlich gewesen. Den 12. ist der
französische Repräsentant Hausmann mit vielem Gefolg hier gewesen. Den 15. sind die
S. M. Lutgardis und S. M. Juliana unter französischer Bedeckung zurückgekommen. Sie
waren 14 Tage abwesend und haben sich in Schmalbach bei unserm Maier aufgehalten
und haben viel Kreuz ausgestanden. Doch sind sie nicht mit dem Feinde zusammengekommen
. Den 19. Juli ist unser Knecht Georg als Bote von unserer Gnädigen Frau,
doch ohne Schreiben, hier angekommen. Sie war damals in Schillingsfürst, und wir haben
diesen Boten als einen Engel des Himmels mit Freuden empfangen, da er uns das schätzbarste
Wohlsein unserer Gnädigen Frau berichtete.

Wir hatten auch in der nämlichen Zeit Nachricht erhalten, daß die Herrschaftlichen
Beamten unsere Zehnten in Pforzheim einziehen wollten; und da uns dieses sehr großen
Kummer verursachte, ersuchten wir Herrn Propst Harand in Baden, sich unserer anzunehmen
, welcher sich auch als der getreueste Freund unseres Hauses hierherbegeben. Und
nachdem er sich mit uns unterredet, ist er den 3. nach Karlsruhe gereist mit vorher von
uns erhaltener Vollmacht und hat sich unserer Angelegenheit aufs Freundschaftlichste und
Eifrigste angenommen, hat sich auch in noch andern Vorkommnissen als ein weisester
Ratgeber und getreuester Freund im Werk und mit der Tat gezeigt. Gott belohne ihn
zeitlich und ewig! — Den 6. ist er wieder zurückgekommen.

Den 10. August haben wir den ersten Brief von unserer Gnädigen Frau und geliebtesten
Mutter erhalten; sie war damals in Anspach. Diese Tage hindurch mußten wir auch viel
Wein für die Franzosen liefern.

Den 19. August ist unsere Hochwürdige Gnädige Frau mit S. M. Augusta und Herrn
Augustin Kalt des Abends um % auf 7 Uhr glücklich von Anspach wieder zurückgekommen
und ist mit Frohlocken und unter Vergießung der Freudenthränen von ihrem
Konvent empfangen worden. Jede von uns glaubte nun, alles Elend und Jammer hätten
ein Ende und gedachte an nichts mehr als an die Freude und das Glück, die Gnädige Frau
wieder zu besitzen.

Den 21. ist der Herr Amtmann mit seiner ganzen Familie wieder zurückgekommen.
Bei allen hier beschriebenen Vorkommnissen war ich als Augenzeuge gegenwärtig."

S. M. Rosa Meiling, Profeß in Lichtenthai 1797.

Am 22. August 1796 schloß Karl Friedrich einen Sonderfrieden mit Frankreich
ab. Aber auch Kaiser und Reich erkannten im Frieden von Luneville die Abtretung
des linken Rheinufers an Napoleon an. Die nach Lage der Dinge fast unabweisbare
Annäherung an Bonaparte sowie die Fürsprache Rußlands, dessen Kaiser mit
einer badischen Prinzessin — M. Luise, Enkelin Karl Friedrichs, als Elisabeth
Alexiewna mit Alexander I. — vermählt war, brachten für den badischen Markgrafen
eine ungewöhnliche Begünstigung in der Entschädigungsfrage. Bei einem
Verlust von 13 'A Quadratmeilen mit 35 000 Einwohnern auf dem linken Rheinufer
gewann er 61% Quadratmeilen mit über 250 000 Einwohnern, und erhielt
gleichzeitig die Kurwürde. Die neuen Erwerbungen schlössen unter anderem in
sich: die Abteien Schwarzach, Frauenalb, Lichtenthai, Allerheiligen, Gengenbach,
Ettenheimmünster, Petershausen, Reichenau, öhningen, Schuttern, Salem.

Schon vor der endgültigen, scharf umgrenzten Festlegung der Ersatzbesitzungen
durch den Reichsdeputationshauptschluß von 1803 teilte Karl Friedrich dem
Kloster Lichtenthai am 20. September 1802 mit, er habe den Obervogt von Lassolay
zu Gernsbach als fürstlichen Commissaire zur provisorischen Besitzergreifung
der Abtei beauftragt. In die geistliche Verfassung wolle er jedoch vorläufig nicht
eingreifen. Novizinnen dürften nicht aufgenommen, noch weniger Professionen

200


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0214