Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 212
(PDF, 61 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0226
Jahre 1476 auftauchenden, nun auch urkundlich erwiesenen Wunsch Widmanns,
Baden-Baden zu verlassen, um als Stadtarzt und Hochschullehrer nach Basel zu
gehen.

Trotz alledem hat es den Anschein, als ob Widmann im Jahre 1476 sich — nach
etwa zweijährigem Aufenthalt — in Baden-Baden nicht so ganz am richtigen Platz
gefühlt hat: man kann vermuten, daß seine wissenschaftlich-medizinischen Interessen
stärker waren als die des praktizierenden Arztes, selbst in der doch bedeutenden
Stellung als ärztlicher Berater des Fürsten. Mit großer psychologischer
Wahrscheinlichkeit war in ihm eine pädagogische Ader lebendig, die ihm einen
Lehrstuhl an einer der Hochschulen als erstrebenswerter erscheinen ließ als noch so
hohe Huld eines Fürsten, und sei es selbst der gebildete und modern gesinnte Markgraf
Christoph von Baden. In seiner Residenz aber gab es keine Universität, die
dem Mann, dem schon in jenen Jahren das Prädikat eines Gelehrten zuerkannt
wurde, Möglichkeiter. des Forschens und Lehrens gegeben hätte.

Aus diesen Überlegungen heraus wird man jenes Gesuch an den Basler Rat verstehen
; die Stadt lag ja nicht sehr entfernt, neben Straßburg und Freiburg berühmt
genug, ein Mittelpunkt des Humanismus, wenn auch damals Erasmus nicht dort
lebte, denn er ging noch in die Schule des Alexander Hegius zu Deventer. Aber
schon zeigte sich, daß in Basel bedeutende Drucker ihre Werkstätten aufschlugen,
daß hier eine Keimstätte von freiheitlichem literarischem Leben sich entfaltete. Und
vielleicht reizte nicht zuletzt die Tatsache, daß Basel eine junge Universitätsstadt
war. Eben, 1460, hatte Papst Pius IL, der große Humanist auf dem Stuhl Petri,
Aeneas Sylvius, sie gegründet; sie war rasch ein Mittelpunkt geistigen und kulturellen
Lebens in Deutschland geworden, nicht so sehr mit Traditionen belastet:
da mag ein Ruf nach Basel den erst 36jährigen Baden-Badener Arzt besonders
gelockt haben — Paracelsus ist es fünfzig Jahre später nicht anders ergangen.

Auf jeden Fall: Widmann verspürte Lust, auf dieser jungen Hochschule zu
lehren, in der Stadt zu praktizieren; sie war ihm, wie aus seinem Schreiben an den
Rat hervorgeht, nicht unbekannt: offenbar ist er auf seiner Fahrt von Ingolstadt
nach Baden-Baden über das Rheintal gekommen, hat wahrscheinlich in Basel einflußreiche
Männer jener Tage aufgesucht, vielleicht schon damals mit dem Gedanken
, später sich einmal in Basel niederzulassen. Kurz, in seinem Schreiben, das
er im Jahre 1476 an den Rat richtete, heißt es, er habe durch Johannes Saltzmann,
Meister Jacob und andere Basler Herren erfahren, es sei Mangel an Ärzten im
„lesen und practik", an Dozenten und praktischen Medizinern; man habe ihm
Basel gerühmt, er habe die Stadt selbst gesehen, sie habe ihm gefallen.

Aber nun heißt es wörtlich weiter: „Dieweil ich aber meinem gnädigen Herren
Markgrafen von Baden länger, nämlich ein Jahr, zu dienen verpflichtet bin und
deshalb nicht kommen kann ohne Ihre Hilfe — ich habe selbst vormals schon um
Urlaub gebeten, aber nicht erlangt — so ist es nötig, meinethalben meinem Herrn
von Baden darum zu schreiben und freundlich zu bitten, euch sei Mangel in
Dozenten und ich werde von euch gehalten als einer, der dazu tauglich, noch vieles
geschickter und gelehrter in der Übung und Praxis der Kunst, auf daß er dann

212


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0226