Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 219
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Medizin auch hinsichtlich der praktischen Reform der Apotheken eine Art
Landesbehörde dargestellt hat, ähnlich wie wir das später noch auf anderen
Gebieten seiner medizinischen Tätigkeit in staatlichem Auftrag feststellen können.
Ohne Zweifel ist Widmann auch in der Entwicklung des Apothekenwesens bahnbrechend
gewesen, denn seine Tätigkeit fällt in eine Zeit, in welcher die Pharmakologie
ihre Grundlagen als ärztliche Hilfswissenschaft erhielt. Man darf sich
allerdings eine Apotheke um 1500 nicht so vorstellen, wie sie heute ist: sie glich
mehr einem KolonialwarerJaden und einem Delikatessengeschäft als einer Filiale
der chemischen Industrie. Da gab es neben Heilkräutern, Salben und Tinkturen
noch alle Gewürze, süße, importierte Weine, Konfekt, Marzipan und ähnlich
delikate Dinge zu kaufen — einiges davon hat sich noch bis ins 20. Jahrhundert
erhalten.

Immerhin ist es bezeichnend, daß nun der Titel Apothekarius aufkommt, ein
Beweis, daß der Inhaber einer Apotheke kein bloßer Gewürzkrämer mehr ist.
Die älteste Apotheke wird in unserem Raum schon 1264 zu Konstanz erwähnt.
Kaiser Friedrich II. hat schon eine Verordnung erlassen, nach welcher die Übernahme
einer Apotheke von dem Nachweis einer regelrechten Ausbildung abhängt
. Es sollte indessen noch lange dauern, bis der Staat den Apotheken feste
Ordnungen gab; eben dies fällt in die Zeit Widmanns, und wir wissen, daß er
selbst daran nicht unbeteiligt war. Von Straßburg, von Baden, von Stuttgart
war schon die Rede; eine Heidelberger Apotheker-Ordnung wird 1471 erwähnt,
Uberlingen und Freiburg folgen im Jahre 1496 und 1549.

Das Apothekerexamen wurde durch Amtsärzte abgenommen; sie hatten —
wir wissen es auch von Widmann — durch jährliche Visitationen festzustellen,
ob die Apotheken entsprechend der Verordnung geführt wurden, hatten jeweils
die vorhandenen Medikamente und das berufliche Können des Apothekers zu
prüfen. Die Apotheker waren Mitglieder der Krämerzunft, galten aber als
ratsfähig, gehörten also zu den Honoratioren einer Stadt. All das ist wesentlich
im Gesamtbild des jungen Professors an der jungen schwäbischen Universität und
im Rahmen der auf verschiedenen Gebieten von einem neuen Geist, dem Geist
humanistischer Wissenschaft, erfüllten Regierungszeit Eberhards. Denn auch innerhalb
der Verwaltung des Landes, soweit es sich um sozialhygienische Fragen
handelte, hat Widmann eine zweifellos anregende und ebenso sicher eine einflußreiche
Rolle gespielt.

In seiner Tätigkeit an der Universität Tübingen als Lehrer der jungen schwäbischen
Mediziner hat Widmann offenbar sehr rasch einen Ruf erworben. Auf diesem
Weg ist er sogar in die neueste deutsche Romanliteratur eingegangen, denn
Kolbenheyer läßt im ersten Band seiner Paracelsustrilogie den Wilhelm Bombast
von Hohenheim, den Vater des bedeutendsten Arztes im 16. Jahrhundert, an der
Tübinger Universität Medizin studieren. In diesem Band, „Die Kindheit des
Paracelsus" betitelt, wird — wenn auch nur am Rand dieses auf gründlichen
Quellenstudien aufgebauten historischen Romans — davon erzählt, wie Wilhelm
Bombast zu Tübingen zusammen mit seinem Freund Andreas Silzer auf der hohen

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